People | 08.09.2021
Mit Herz und Hirn für die Landwirtschaft
An Vierkanthöfen vorbei und im ständigen Auf und Ab durchs oberösterreichische Hügelland erreicht man in nur einer halben Autostunde von Linz den Bauernhof von Johanna Miesenberger und ihrer Familie. Hier, in Selker in der Gemeinde Pregarten, wird man stürmisch begrüßt: zuerst von Golden Retriever Aaron, dann vom Muhen der Rinder aus dem Stall, die Katzen schleichen entspannt vorbei. Idyllisch der Hof, sympathisch seine Besitzerin. Die Chroniken des Bauernhofs reichen bis ins Jahr 1506 zurück, da ist die Rede von einer Familie Wurm, dann von vielen anderen, jetzt eben von den Miesenbergers, die hier Tradition und Moderne, Wissen und Herz in den Betrieb einfließen lassen. Und das immer am Puls der Politik, vertritt Johanna Miesenberger doch seit 2019 als Bundesrätin die Interessen der heimischen Bauern und Landwirte im Parlament. Wir haben uns am romantischen Hof umgesehen, auch unromantische Fragen gestellt – und uns über Klimakrise, Hagelschäden, Innovationsgeist und Chancen in Zeiten wie diesen unterhalten.
Hauswirtschaftsschule, Berufsschule mit Erlernung der Berufe Betriebs- und Haushaltsmanagement und Landwirtschaft, danach Meisterkurs an der Landwirtschaftlichen Fachschule Freistadt – Ihr Weg schien immer schon die Übernahme des Hofes, als Ziel zu haben. Ein Weg, von dem Sie nie abgekommen sind?
Ich habe hier meine ganze Kindheit verbracht und habe noch dazu keine Geschwister, da war es irgendwie klar, dass ich den Hof übernehmen werde. Meine Eltern haben mir früh den Wert der Landwirtschaft mitgegeben, das Wissen, dass die eigenen Produkte die besten sind und die Freude am Arbeiten mit den Tieren. Wir waren damals Selbstversorger, haben unser eigenes Brot gebacken, die eigenen Milchprodukte hergestellt, verarbeitet und schlussendlich auch verkauft. Mit meiner Übernahme 1997 bin ich nicht vom Weg abgekommen, sondern habe einfach eine andere Route eingeschlagen: Ich war sehr jung, hatte Visionen und Ideen, hab die Schweine und das Geflügel weggelassen und bin auf reine Rindermast umgestiegen, die Selbstversorgungsschiene geriet in den Hintergrund, zumindest bis mein zweiter Sohn heuer die Direktvermarktung wieder aufleben ließ.
Hätten Sie die Möglichkeit, sich jetzt, in diesem Moment, für einen anderen Beruf zu entscheiden, würden Sie wieder Ihren wählen? Und wenn ja, warum?
Es gab schon mal eine Zeit, in der ich mir dachte, mir fehlt der andere Blick. Wie wäre es in einem anderen Beruf gewesen? In einer Höheren Schule statt der schnellen Lehre mit viel Praxis am Hof? Aber ich denke, das ist im Leben so, dass man immer wieder danach sucht, was passt oder passen könnte. Und doch würde ich jetzt im Moment keinen anderen Beruf wählen, dafür ist meiner zu vielfältig, zu wertvoll. Hier am Hof leben drei Generationen unter einem Dach, das ist nicht immer eitel Wonne, aber ich liebe Herausforderungen ja sowieso. Ich habe jährlich Praktikanten, die am Hof lernen. Ich bin als Abgeordnete im Bundesrat mit Menschen im Gespräch – ebenso in unserem Hofladen. Das alles möchte ich nicht mehr missen.
Ackerbau, Obstwiesen, Milchkuhhaltung, Schweinemast … Die Höfe in Oberösterreich sind vielfältig. Wofür steht Ihr Hof? Und was wird hier erzeugt?
Ich habe eine Rindermast und seit Kurzem wieder Schweine. Das Rindfleisch ist mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet. Unser Sohn Felix verarbeitet aus den Schweinen und Rindern Fleisch und Wurst, ein Teil davon wird bei uns ab Hof verkauft. Die Futtermittel für unsere Tiere produzieren wir selbst: Getreidesorten wie Triticale, eine Kreuzung aus weiblichem Weizen und männlichem Roggen, den Körnermais, heuer zum ersten Mal Mahlweizen – bis dato untypisch hier im Berggebiet. Wir haben Winterraps, den wir in die Ölmühle Mauthausen liefern. Das Nebenprodukt von der Ölgewinnung, den Rapskuchen, nehmen wir wieder zurück – er dient ebenfalls als Tierfutter. Aus den Bäumen in unserem Wald wird Brenn- oder Bauholz hergestellt. Auch wenn wir nicht biologisch sind, steht unser Hof für ehrliches Handwerk, Tradition und Modernität.
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