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People | 24.02.2021

Lesen sollte Kopfkino sein

Drehbuch gearbeitet, aber beim Schreiben kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Erzählform des Romans dieser Geschichte eher gerecht wird. Das grundlegende Prinzip des bildlichen Erzählens beim Drehbuchschreiben habe ich aber auch bei „Böse Gute Zeit“ bewusst beibehalten. Gerade im Genre des Krimis und des Thrillers sollte das Lesen immer auch reines Kopfkino sein.

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„Böse Gute Zeit“ handelt von einem grausamen Ritualmord. Was hat Sie dazu inspiriert?

Jeder Krimi und Thriller dreht sich um einen Mord oder eine Mordserie. Das Spannende ist ja nicht die Tat an sich, sondern immer das Motiv, das dahintersteckt. Und dieses Motiv wird in einem Ritual sozusagen verbildlicht, symbolisch und psychologisch aufgeladen. Das lässt sich dann natürlich aufregend und spannend abhandeln.  

Wie lange hat es von der ersten Idee bis zum fertigen Buch gedauert?

Der Prozess von der Ideenfindung bis zum fertigen Buch hat sich über einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckt. Da lag oft viel Frust und Verzweiflung in der Luft, aber meistens Freude. Das war eine böse und gute Zeit sozusagen, wie es im Leben halt manchmal so ist.     

Was war Ihnen vom Stil her wichtig?

Beim Lesen mancher Bücher habe ich oft das Gefühl, dass mir durch die langen, erklärenden Sätze alles schon fix und fertig präsentiert, quasi vorgekaut serviert wird und alle Bilder schon vorab ausgemalt sind. Deshalb hab‘ ich bewusst einen anderen Weg gewählt und versucht, die Sprache zu kurzen Sätzen zu verknappen, die genug Raum zwischen den Zeilen lassen, um die Fantasie der Leserinnen und Leser anzuregen und Bilder entstehen zu lassen. 

Sie haben das Buch in Eigenregie herausgebracht. Wie schwierig ist es, einen Verlag zu finden? 

Es ist verdammt schwierig, einen Verlag zu finden und noch schwieriger ist es, einen zu finden, der zu dir und deiner Geschichte passt. Ich hatte sogar das Glück, mit zwei Verlagen direkt verhandeln zu können, aber unsere jeweiligen Ansichten über die inhaltliche und formale Ausrichtung dieses Buches lagen einfach zu weit auseinander. Gerade für den deutschen Markt wäre es natürlich optimal, einen Verlag zu haben. Da heißt es jetzt eben weitersuchen.    

Würden Sie anderen Autoren den Weg zur Eigenregie raten?

In jedem Fall. Wenn man ein Buch schreiben und in Eigenregie veröffentlichen will, sollte man das unbedingt tun. Wer dazu Tipps braucht, kann sich gerne bei mir melden. Aber eines muss ich vorweg gleich anmerken: Nachdem man wirklich alles (Text, Layout, Cover, Lektorat, Marketing …) selber bewerkstelligen und organisieren muss, braucht es viel Ausdauer, starke Nerven und Freunde, die einem mit Wort und Tat zur Seite stehen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle für ihre große Hilfe.

War das Schreiben schon immer eine Leidenschaft von Ihnen?

Als ich gemeinsam mit Freunden im Alter von 12 Jahren den ersten Kurzfilm drehte, damals übrigens noch auf sauteurem „Super8“, merkten wir rasch, dass es von Vorteil sein könnte, vorher aufzuschreiben, was man überhaupt drehen will (lacht).  Das erste Drehbuch war dann nichts anderes als ein einzelnes, eingerissenes, vollgekritzeltes Blatt Papier. Und von da an hat mich das Schreiben nicht mehr losgelassen, auch wenn – rückblickend gesehen – wirklich viel Blödsinn dabei war.        

Sie arbeiten in Wien als Diplompädagoge und sind Vater von zwei Töchtern, wie herausfordernd war das vergangene Jahr, wo wir alle viel zu Hause waren?

Das größte Problem ist, dass ich nicht mehr weiß, was ich kochen soll (lacht). Das Wichtigste in dieser herausfordernden Zeit ist, dass wir alle gesund bleiben. Da muss man eben viele Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Aber eines ist sicher: Bald wird dieser Spuk vorbei sein und dann geht‘s wieder richtig los. Wir als Gemeinschaft werden besser, stärker und gescheiter sein als vorher. Und meine beiden Töchter werden mit Gewissheit auch weiterhin anstrengend sein, das ist schließlich deren Job (lacht).

Kommen Sie regelmäßig nach Schärding?

Meine Mama und meine große Schwester leben in Schärding und ich besuche sie so oft wie möglich. Natürlich ist es mir auch wichtig, den Bezug zur Heimat und den Freunden nicht zu verlieren. Und weil es im Innviertel und überhaupt in Oberösterreich so schön ist, komme ich natürlich umso lieber.

Arbeiten Sie bereits am nächsten Buch?

Ich verhandle gerade mit einem österreichischen Verlag über einen Regionalkrimi. Da sind wir schon weit gekommen, das schaut also recht gut aus. Ich selbst möchte auch gerne wieder einen Roman veröffentlichen, es hängen nämlich schon wieder verdächtig viele Klebezetteln mit Notizen in der Wohnung herum. In naher Zukunft werden die Nächte also wieder sehr kurz sein.

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„Böse Gute Zeit“ von Rainer Weidlinger Thriller, 263 Seiten erhältlich als E-Book (Kindle und Tolino) und als Taschenbuch (€ 10,70) Infos auf Facebook, Instagram und www.rainerweidlinger.wordpress.com