People | 04.02.2022
Lebe deinen Traum
Wer schießt das Coverfoto einer Fotografin, haben wir uns gefragt, als wir uns entschieden haben, Julia Traxler auf das Titelbild unserer aktuellen Februar-Oberösterreicherin zu geben. Ganz einfach, Julia selbst! Nicht, weil sie ihren Berufskollegen nicht über den Weg trauen würde, sondern weil sie schon lange davon träumt, ein Self Cover Photo zu machen. Dass sie es draufhat, hat sie eindrucksvoll bewiesen.
OBERÖSTERREICHERIN: Julia, du bist eine gebürtige Mühlviertlerin. Wie war dein Aufwachsen?
Julia Traxler: Meine Kindheit war sehr lustig und ich habe sie vor allem im Wald bei uns im Pesenbachtal verbracht. Meinen Eltern war es immer wichtig, dass sich mein Bruder und ich soviel wie möglich in der Natur aufhielten. Unsere abgeschiedene und idyllische „Alm“ in Feldkirchen an der Donau war dafür perfekt geeignet. Dadurch habe ich mich zu einer richtigen Abenteuerin entwickelt. Fernseher oder Computer waren bei uns zu Hause ein absolutes No-Go. Meine Eltern waren schon immer ein großes Vorbild für mich. Durch ihr eigenes Unternehmen habe ich bereits sehr bald gelernt, dass Fleiß, Motivation, Anpacken und Umsetzen für Erfolge wichtig sind.
Wann war dir klar, dass du einmal als Fotografin arbeiten möchtest? Wer oder was hat dich dazu inspiriert?
Mir war immer schon klar, dass ich einmal einen kreativen Beruf ausüben möchte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mit ganz großen Augen „Germany‘s Next Topmodel“ geschaut habe und mich intensiv in die ausdrucksstarke Fotografie hinein fantasieren konnte. Ich fand es faszinierend, wie sich diese jungen und unerfahrenen Mädels in kürzester Zeit zu starken Persönlichkeiten entwickelt haben. Die Fotografen in den GNTM-Staffeln haben mich damals am meisten inspiriert. Die außergewöhnlichen und teilweise unrealistischen Locations und Bühnenaufbauten waren eindeutig prägend.
Du hast dich bereits in jungen Jahren selbstständig gemacht und bei Fotograf Heli Mayr als Assistentin gearbeitet. Wie waren diese „Lehrjahre“?
Mit 23 Jahren habe ich quasi über Nacht meinen Job gekündigt, um mich als Fotografin selbstständig zu machen. Zur selben Zeit begann ich bei Heli Mayr als Assistentin zu arbeiten und habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Damals hatte ich noch keine fixen Kunden, ich habe es einfach riskiert und schon immer ganz fest an mich geglaubt. Die Zeit bei Heli Mayr war für mich eine der wichtigsten Phasen in meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung. Wir waren ein tolles Team, Heli war mein Mentor. Er hat mir alle Basics, Techniken, Lichtsetzungen, Retouching und die Blickschulung beigebracht. Wir waren viel mit der Miss Austria Corporation unterwegs und ich durfte ihn von Anfang an zu Shootings und Auslandsreisen begleiten. Ich konnte es nicht fassen, in einer ähnlichen Atmosphäre tätig zu sein, wie in meinen GNTM-Träumen als Mädchen.
Zusätzlich hast du auch eine Ausbildung als Make-up-Artistin gemacht und vor drei Jahren gemeinsam mit einer Kollegin in Linz die Modelagentur „Innercircle Management“ gegründet. Was taugt dir am Modelbusiness?
Ich fand es immer schon faszinierend, was man aus Menschen herausholen kann. Spannend ist, wenn ich auf der Straße gehe und Persönlichkeiten entdecke, die von ihrem Glück noch gar nichts wissen. Diese einfach anzusprechen und zu coachen, motiviert mich am meisten.
Wie schwierig waren für dich als Fotografin und Agenturchefin die vergangenen zwei Coronajahre, die ja auch diese Branche stark getroffen haben?
Sechs Monate nach der Gründung unserer Modelagentur kam der erste Lockdown. Das war sicher nicht optimal, aber wir haben diese Zeit auch genutzt, um uns zu strukturieren und gut auf die Beine zu stellen. Wir haben die Tätigkeiten genau aufgeteilt und jede hat ihren eigenen Part. Zum Glück sind die Kundenanfragen nicht ganz weggebrochen und wir kamen ganz gut durch diese schwierige Zeit. Auch in der Fotografie gab es natürlich weniger Aufträge, aber meine Stammkunden haben mir die Treue gehalten. Als Fotografin ist es generell wichtig, Stammkunden zu haben und diese Beziehungen zu pflegen.
Seit vergangenem Sommer bist du nun auch als Leiterin der „ms.foto.group“ in Linz für den kreativen Part: Fotografie zuständig. Wie ist es dazu gekommen?
Ganz überraschend. Die „ms.foto.group“, das größte Fotostudio in Österreich, kennt man natürlich als Fotografin. Vergangenen Sommer bekam ich dann die Chance, die kreative Leitung zu übernehmen. Das war wirklich unglaublich für mich und ich freue mich riesig über diese Aufgabe.
Wie groß ist das Team der „ms.foto.group“ und was wird angeboten?
Die „ms.foto.group“ besteht insgesamt aus 20 Mitarbeitern, die sich um die Abwicklung unserer vielen Fotoprojekte kümmern. Mein Verantwortungsbereich sind unsere acht Topfotografen, die sich jeweils auf verschiedene Bereiche spezialisiert haben. Unser Portfolio reicht dabei von der Commercial Fotografie über Food-, People- und Fashion-Fotografie bis hin zur Produktfotografie. Unsere Stärken liegen vor allem im Foodbereich und in der Produktfotografie. Das 1.300 Quadratmeter große Fotostudio befindet sich in der Tabakfabrik in Linz.
Wie darf man sich deine Tätigkeit als Leiterin der „ms.foto.group“ vorstellen?
Ich bin für die Qualität und Kreativität der Fotografie verantwortlich. Dabei konzentriere ich mich auf den Ausbau der Leistungen für bestehende Kunden und auch darauf, neue, spannende Projekte an Land zu ziehen. Ich begleite mein Team vom Erstkontakt bis hin zur kreativen Konzeption und finalen Umsetzung. Mein Anspruch ist es, das beste Fotografenteam Österreichs zu sein.
Wie bist du als Chefin, wie ist dein Führungsstil?
Mir ist es wichtig, die Mitarbeiter so zu behandeln, wie ich selbst gerne behandelt werden möchte: mit Respekt, Vertrauen und viel Freiheit. Am glücklichsten macht mich, wenn mein Team motiviert ist und die Kollegen mit Freude in die Arbeit kommen. Sie sollen die Chance haben, ihre persönlichen Ziele zu erreichen.
Was sind als Fotografin deine Lieblingsmotive?
Starke Frauen, die eine Geschichte zu erzählen haben. Coole, cleane und klassische Looks sowie kreative Arbeiten mit hohem künstlerischem Anspruch stehen absolut im Fokus. In meiner Freizeit mache ich aber auch gerne freie Projekte, die genau meine Bedürfnisse und Interessen abdecken.
Was willst du beim Fotografieren rüberbringen?
Emotionen, besondere Momente und kreative Blickwinkel. Jeder Mensch, jedes Produkt kann auf eine eigene Art besonders wirken. Ich möchte die schönste, aufregendeste und verführerischste Seite der Menschen herauskitzeln und Produkte originell und neu in Szene setzen. Bei den Ergebnissen sollen die Betrachter vom Zauber des Moments begeistert sein.
Wie würdest du deinen Stil als Fotografin bezeichnen?
Im Laufe der Zeit wurde mir immer wichtiger, die Natürlichkeit einer Person festzuhalten. Zu viele gestellte Posen oder unnatürliche Gesichtsausdrücke gefallen mir gar nicht mehr. Was mich auszeichnet, ist die Verbindung, die ich in kürzester Zeit mit den Menschen vor der Kamera aufbaue. Dadurch entstehen authentische Fotos. Schönheit ist oft ein unerwartetes Ergebnis. Man muss nach ihr suchen, aber nicht zu sehr, sonst entgleitet sie einem. Man muss sie zu sich kommen lassen, wie ein wildes Tier, dem man sich nur schwer nähern kann.
Wann ist ein Foto ein gutes Foto?
Wenn mich ein Bild für einen Moment festhält und nicht mehr loslässt. Es spielt gar keine so große Rolle, ob ein Foto richtig belichtet ist oder komplett scharf dargestellt wird. Manchmal macht genau diese Unperfektheit oder ein Zufall das Besondere aus.
Bei Modeshootings kommt es auch sehr stark auf die Retusche an. Wie wichtig und wie aufwendig ist sie?
In der Retusche bin ich besonders pingelig, deshalb gebe ich meine Arbeiten auch ungern jemand anderem zum Retuschieren. Die Retusche gibt einem Foto erst die letzte wichtige Handschrift. Je sauberer ich retuschiere, desto schöner und echter wirkt das Foto schlussendlich. Auch die Farben sind mir sehr wichtig.
Gibt es in der Fotografie ein Vorbild?
Ja, eindeutig Kristian Schuller, ein deutscher Modefotograf. Ich liebe seine Werke! Seine Sets in Verbindung mit seinen Outfits, die mystischen Stimmungen – das ergibt eine farbenfrohe Fantasiewelt, als würde man ein Märchen erzählen. Ein Coffee Table Book von Peter Lindbergh liegt natürlich auch auf meinem Couchtisch.
Was war dein bisher beeindruckendstes Erlebnis als Fotografin?
Alle Shootings in Kapstadt sind für mich einzigartig und beeindruckend. Das Licht dort, die Golden/Blue Hour, ist einzigartig und auch die Locations und Models. Ich könnte dort 365 Tage im Jahr fotografieren und die Ideen würden mir niemals ausgehen. Wenn man in Kapstadt ein Netzwerk hat, ist es umso angenehmer und natürlich auch interessant für Kunden aus Österreich. Für mich gibt es kein besseres Land zum Fotografieren als Südafrika.
Wen würdest du gerne fotografieren und wo möchtest du deine Fotos sehen?
Ein Cover für die VOGUE, am liebsten mit einem Model aus unserer Agentur.
Du bewegst dich beruflich sehr stark in der Welt der Schönen, wie glamourös ist der Job tatsächlich?
Ich sehe das alles sehr entspannt. Wenn man sich selbst oder andere zu ernst oder glamourös nimmt, dann wird es schnell unecht. So möchte ich meine Berufung nicht leben. Ich bin täglich im Fotostudio und es ist ein hartes Handwerk und Teamarbeit.
Für das Cover der Oberösterreicherin hast du dich selbst fotografiert. Traust du anderen Fotografen nicht über den Weg?
Nein (lacht), aber ich liebe Herausforderungen. Dieses Self Cover Photo hatte ich schon lange im Kopf. Dass ich es jetzt tatsächlich umsetzen darf, freut mich besonders. Ich hoffe, es ist gut geworden!
Eine Frage in deiner Position als Model-Mama: Welche Typen sind derzeit gefragt?
Es wird immer wichtiger, ein Charaktertyp zu sein. Schönheit wird momentan sehr stark von Persönlichkeit geprägt, und das ist gut so.
Privat bist du mit Karl Weixelbaumer, Gastronom, Entertainer (2:tages:bart), Podcaster („Frühstück mit Bier“), zusammen. Ihr seid ein richtiges Power Couple. Worin ergänzt ihr euch besonders?
Wir sind absolute Entdecker und Abenteurer, lieben die Natur und dieselbe Art zu reisen. Dabei sind wir sehr flexibel und buchen oft gar nicht im Vorhinein, sondern schauen, wo es uns hintreibt. Für unsere Beziehung ist es sicher sehr gut, dass wir beide selbstständig tätig sind. Wir leben unser Business und tauschen uns gerne am Abend bei einem guten Glas Wein über unsere Projekte aus. Wir pushen uns gegenseitig und nutzen unsere Ideen und Crazyness, um zu unseren Zielen zu gelangen. Auch der Humor hat in unserer Beziehung einen hohen Stellenwert. Bad Vibes sind aus unserem Zuhause verbannt und Fleisch auch, seitdem wir zusammenwohnen ;)
Du hast schon sehr viel erreicht, wie würdest du dich selbst beschreiben und wo siehst du dich in fünf Jahren?
Ich bin wissbegierig, zielstrebig, ungeduldig, fröhlich und empathisch. In fünf Jahren möchte ich eine erfolgreiche Unternehmerin sein, die internationale Projekte abwickelt und bekannt dafür ist, diese sehr individuell umzusetzen. Mein Motto lautet: „Always go with the flow!“ Sei im Hier und Jetzt und vor allem authentisch! Die Gegenwart wird für meine Zukunft entscheiden :)
Fotografin, Make-up-Artistin, ModelMama, was machst du am liebsten?
Die Fotografie gewinnt! Damit kann man all diese Bereiche vereinen, denn bei jedem Shooting muss ich über das Styling, Make-up oder über die Auswahl der Models entscheiden.
Ich stelle mir deinen Job stressig vor. Wobei kannst du am besten abschalten?
Ja, das stimmt. Wenn ich merke, dass ich wieder einmal „Time Off“ benötige, packen wir unsere Sachen und gehen auf Reisen. Sobald ich an fremden Orten bin, lasse ich all meine Gedanken los und bin voll im Augenblick. Außerdem spiele ich seit Neuem sehr gerne Tennis und widme mich der Malerei.
Wordrap
Glücklich macht mich …
Zeit mit meiner engsten Familie zu verbringen.
Niemals vergessen werde ich …
als ich mit Heli Mayr für Robbie Williams und seine 50-köpfige Crew Passfotos machen durfte.
Ärgern tut mich …
auf etwas zu warten und Fleisch im Kühlschrank.
Schwach werde ich bei …
Dragee Keksi, Manner Schnitten, Raffaello, M&M‘s, Milka Schokolade und Toffifee
Gspritzter oder Prosecco?
Prosecco!
Strand oder Mühlviertler Hügellandschaft?
Strand, Strand und nochmal Strand.