Loading…
Du befindest dich hier: Home | People

People | 08.09.2020

Künstler ohne Künstlerhut

„Malerei ist wie Tagebuch führen auf optischer Ebene“ – selbst ein Interview mit Maler Lukas Johannes Aigner ist Kunst. Schon lange geht er seinen eigenen Weg, abseits von den Fußstapfen seines Vaters Fritz Aigner, einem der bekanntesten österreichischen Expressionisten.

Bild DSC_0909 2.jpg
© Florian Schwalsberger, Robert Maybach, Inga Shakaryan, Lukas Johannes Aigner

Der Name Aigner ist nicht nur bei Kunstkennern in aller Munde, mit seinen Arbeiten überzeugt Lukas Johannes seit Jahren selbst große Kritiker. Im Gegensatz zur Jungfrau, die zum Kinde kam, schlug er seinen Weg bereits früh ein und hat seinen ganz persönlichen Stil gefunden: Blumenstillleben, Landschaftsszenen, Selbstporträts. Das Besondere an seiner Kunst? Dass Lukas Johannes Aigner seinen Malereien Leben einhaucht, dass man sich in ihnen verlieren kann und in jeder Perspektive Neues entdecken darf. Wir trafen den passionierten Künstler in seinem Atelier „Kunstversorger“, sprachen mit ihm über seine Arbeit, seine Liebe zu Linz, darüber, warum ihn Blumen besonders faszinieren – und natürlich über seinen berühmten Vater Fritz Aigner.

 

Wo sind Sie jetzt in Ihrem künstlerischen Weg angekommen?

Durch meine intensive Auseinandersetzung über viele Jahre, habe ich nun eine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die schon auf den ersten Blick erkennbar ist. Ich habe alles abgeschüttelt, das mir nicht entspricht und habe mir das Maximum an Lebendigkeit zum obersten Ziel gemacht. Gelingt mir das, dann wird ein Bild für mich besonders und wertvoll.

 

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration? Und wie heißt die Malweise, mit der Sie arbeiten?

Ich muss nicht die ganze Welt bereisen, muss keine großen Abenteuer erleben, um daraus schöpfen zu können. In den letzten Jahren haben mich vorwiegend Blumen inspiriert. Meine Frau hat mich dazu ermutigt, mich wieder dem Floralen zu widmen, schon 2012 sind meine ersten großen Blumenstillleben entstanden und trotz „Exkurs“ in die Welt der landschaftlichen Themen durch meinen Aufenthalt in Bad Ischl 2014, hat es mich zurückgezogen. Meine Malweise ist eine Mischtechnik aus vielen verschiedenen Pigmentverbindungen. Mit Öl male ich schon länger nicht mehr, das würde mich zu sehr einschränken. Ich lasiere in vielen Schichten und erzeuge dadurch eine Tiefenwirkung, die Farben zum Leuchten bringt. Ich male eigentlich wie die „Alten Meister“ – jedoch mit den modernsten Mitteln.

 

Ihre Frau Oksana Kuzo kommt immer wieder in Ihren Bildern vor. Ist sie nicht nur Modell, sondern auch eine Muse für Sie?

Auf jeden Fall! Sie hat mich in den letzten Jahren zu vielen Bildern inspiriert, wo sie darin auch selbst als Sinnbild für das Weibliche vorkommt. Als Gestalt bleibt sie jedoch zum Teil verborgen, da sich dem Betrachter oft ein florales Rankenwerk in den Weg stellt. So baue ich eine Spannung auf und schaffe eine Art Distanz, die auch etwas Magisches, Geheimnisvolles haben kann. Das Porträt ist mir hier nicht so wichtig, vielmehr soll die Fantasie angeregt werden.

 

Mischt Oksana sich auch manchmal in Ihre Arbeit ein?

Meine Frau ist meine härteste Kritikerin und sagt mir schonungslos, wenn etwas nicht stimmig ist. Das schmerzt manchmal – und doch erkenne ich meistens, dass sie objektiv recht hat. Sie ist ja selber Künstlerin: Als Pianistin hat sie einen Spürsinn für die feinen Zwischenklänge entwickelt und erkennt schnell, wenn ein Werk gelungen ist oder ob etwas fehlt. Ursprünglich kommt sie aus der Ukraine, ein Land mit viel kulturellem Potenzial! Sie liebt ihre Heimat, Oberösterreich hat sie aber absolut ins Herz geschlossen!

 

Riesige Blumen, Pflanzenwelten, in die man eintauchen möchte, angenehme Farben – Ihre floralen Kunstwerke ziehen alle Blicke auf sich. Was fasziniert Sie so an Blumen?

Blumen haben einen hohen Abstraktionswert und eignen sich hervorragend für mich, um die eigene Handschrift sichtbar zu machen. Ich verzichte nun auf fast alles Inhaltliche, da aus diesem Naturalismus eine Abstraktion entsteht, die viel Projektionsfläche bieten kann. Geschichten, Empfindungen und Verhältnisse entstehen nun subtil durch die Interaktion mit dem Betrachter. Die Bilder sind von Raum und Zeit gelöst und folgen keinem Trend. Sie sollen vielmehr Trost spenden und Freude bereiten.

 

Bild DSC08244.jpg
© Florian Schwalsberger, Robert Maybach, Inga Shakaryan, Lukas Johannes Aigner

Gab es Momente in Ihrem Leben, wo Sie der Kunst den Rücken kehren wollten?

Nein, aber es ist ja nicht alles zur Kunst geworden, das ich zum Entstehen gebracht habe. So gesehen, ist sie mir schon manchmal abhandengekommen, den Rücken habe ich ihr aber nie zugekehrt. Meine Malerei ist ja mein Standpunkt und mein Zuhause. Ich verknüpfe alles Erlebte mit ihr und wenn ich eine Pause einlege, dann nur um einen gewissen Abstand zu meinem Erschaffenen zu bekommen. Wobei ich da wiederum auch damit beschäftigt bin, über das Gemalte zu reflektieren und eine kritische Haltung zu entwickeln.

 

Ihr bekannter Vater, Fritz Aigner, war auch Künstler und titulierte sich selbst sogar als Genie. Ist es nicht schwer, da seinen eigenen Weg zu finden und aus dem Schatten herauszutreten? Und war der Name Aigner in Ihrem Leben bisher Türöffner oder manchmal auch das Gegenteil?

Mein Vater hat zwar immer behauptet, er würde sich nicht einmischen – aber das hat natürlich nicht immer funktioniert. Ich war durch seine Malerei von klein auf beeinflusst und habe mich befreien müssen, um zu mir selber zu finden. Durch neue Strategien und Herangehensweisen hat sich meine Kunst dadurch über die Jahre hin fast völlig erneuert. Alles, was mir geschadet hat, wurde über Bord geschmissen. Das ist ein Reifungsprozess, der seine Zeit braucht!

Den barocken Pinselschwung habe ich aber nicht abgelegt. In ihm sehe ich noch am ehesten das Talent, welches ich möglicherweise von meinem Vater geerbt habe. Seine kritische Haltung zum Selbstverständlichen ist mir auch geblieben.

 

Lassen Sie sich inspirieren!

Die ganze Geschichte lesen Sie jetzt in der aktuellen Ausgabe des "OBERÖSTERREICHER"s.

Text: Denise Derflinger Fotos: Florian Schwalsberger, Robert Maybach, Inga Shakaryan, Lukas Johannes Aigner