People | 21.04.2022
Krawalle und Liebe
Was passiert, wenn sich zwei Schauspielerinnen und ein Pianist ohne stilistische Beschränkung, aber mit schelmischer Absicht auf einen musikalisch-leichtfüßigen Streifzug durch die Welt der Zweisamkeit begeben? Es geht um alles. Um Gefühl, Liebe zu Kunst und Klang, die großen Fragen, die das Leben und Lieben in unserer modernen Welt stellen. Von Brecht über Beatles zu Britney nähern sich Miriam Fussenegger, Susanne Gschwendtner und Klaus David Erharter in „Krawalle und Liebe“ dem Thema Liebe und Sinnlichkeit in all seinen Facetten an. Sie flöten und fluchen, jammern und jubeln, lachen und leiden.
OBERÖSTERREICHERIN: Ihr habt euch bei den Dreharbeiten zum OÖ LandKrimi kennengelernt. Wie ist es schließlich zur Zusammenarbeit in einem musikalischen Projekt gekommen?
Susanne: Ich war in einer Drehpause am Klo und habe vor mich hingesungen. Miriam hat das gehört und beim Händewaschen gemeint: „Du singst ja fast so gut wie ich.“ Und so sind wir ins Gespräch gekommen.
Miriam: (lacht) Aber Spaß beiseite, ich hege schon seit der Schauspielschule den Wunsch, einen theatralisch musikalischen Abend zu entwickeln. Dazu braucht man allerdings die richtigen Partner und auch der Zeitpunkt muss passen. Zwei Jahre nachdem Susanne und ich erstmals darüber gesprochen haben, begannen wir unseren Plan, einen Liederabend zu machen, endlich in die Tat umzusetzen. Anfangs haben wir es mit einer Band versucht, das hat aber nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Schließlich sind wir zu Klaus David Erharter gekommen, der mein musikalischer Lehrer am Reinhardt Seminar war. Immer wenn wir alle drei Zeit hatten, haben wir uns getroffen und musiziert.
Susanne: 2017 gaben wir zu Weihnachten unser erstes Minikonzert. Das war beim Klaus zu Hause und unsere Zuhörerinnen waren seine Mutter und Schauspielerin Maria Hofstätter.
Miriam: Mit Maria Hofstätter sind wir befreundet und wir wollten ihre Expertise hören. Wir wollten uns auch nicht mit Druck belasten, sondern es ging um unsere Freude am Tun.
Und wie hat das Minikonzert den beiden Damen gefallen?
Susanne: Sehr gut. Maria meinte, dass wir intelligent, witzig, lustvoll, leidenschaftlich und ohne jedes stilistische Tabu in die Welt der Liebe entführen. Das freut uns natürlich.
Friedrich Schiller und Elfriede Jelinek haben euch zu „Krawalle und Liebe“ inspiriert. Wie darf man sich das vorstellen?
Miriam: Nachdem wir uns für den Titel „Krawalle und Liebe“ entschieden haben, war es naheliegend, aus dem romantischen Stück „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller zu lesen und diesem – als hartes Kontrastprogramm –Passagen aus dem Stück „Die Liebhaberinnen“ von Elfriede Jelinek gegenüberzustellen. Darin geht es um eine sehr lieblose, nüchterne Ehe. Das widerliche, brutale und unserer Meinung nach auch humorvolle Stück von Jelinek ist das perfekte Pendant zu diesem blumigen, lyrischen Stück von Schiller.
In „Krawalle und Liebe“ bringt ihr so ziemlich alle Musikrichtungen von Klassik, Jazz, Musik der 90er-Jahre bis hin zu Musical, Rap, Punkrock und Brecht auf die Bühne. Wie habt ihr die Lieder ausgewählt?
Miriam: Wir haben Lieder gewählt, die uns besonders ansprechen und die wir aus unserer Jugend kennen. Deshalb wurde es auch ein sehr breit gefächertes Genre. Unser Ziel war, etwas zu machen, das stimmig ist. Das heißt nicht, dass es etwas Melancholisches oder Tragisches sein muss.
Susanne: Wir haben die Genres bunt gemischt und die Songs gehen auch teilweise ineinander über. Trotzdem zieht sich ein roter Faden durch.
Man kennt euch als Schauspielerinnen. Inwieweit seid ihr schon als Sängerinnen auf der Bühne gestanden?
Miriam: Ich hatte als Jugendliche eine Band, habe Gitarre gespielt und von Kindheit an gerne gesungen. Bei den Salzburger Festspielen spielte ich 2015 die Lucy Brown in der Inszenierung „Mackie Messer. Eine Salzburger Drei-groschenoper“ und habe dabei vor einem größeren Publikum gesungen.
Susanne: Ich hatte in meiner Jugend mehrere Bands und singe auch in meinen Theaterprogrammen immer wieder. Vor Kurzem hatte ich auch einen Gig als Sängerin bei der Punkband „Fuckhead“, die 1988 in Linz gegründet wurde
In den großen Liebesgeschichten der Weltliteratur geht es ja meistens um eine verbotene Liebe. Wird eurer Meinung nach eine Liebe erst dann aufregend, wenn sie verboten oder geheim ist?
Susanne: Ich denke, es kommt darauf an, was man unter Liebe versteht. Aber natürlich ist etwas Verbotenes auch immer irgendwie aufregend. Womöglich gibt einem eine Affäre eine gewisse Lebendigkeit, die man in einer langjährigen Beziehung vermisst.
Miriam: Da kann ich mich der Susanne nur anschließen. Etwas Verbotenes oder eine Affäre ist sicher aufregend und spannend, wird aber nicht Bestand haben. Außerdem glaube ich, dass so etwas sehr anstrengend sein muss (lacht). In Sachen Liebe ist es sicher besser, etwas zu finden, was näher an der Realität ist und auch im Alltag funktioniert.
Seid ihr in einer Beziehung?
Susanne: Ich bin seit vier Jahren in einer Beziehung und wir haben vor eineinhalb Jahren eine Tochter bekommen.
Miriam: Ich bin in einer Beziehung, aber noch nicht Mutter (lacht).
Welche Bedeutung hat die Liebe für euch?
Miriam: Man muss zwischen Verliebtheit und Liebe unterscheiden. Am Anfang ist man verliebt und alles ist leicht. Irgendwann kommt aber dann der Punkt, wo das Gegenüber entzaubert wird und dann kristallisiert sich heraus, ob die Beziehung alltagstauglich ist. Wertschätzung, Kommunikation, Kompromissbereitschaft, Großzügigkeit, das alles ist wichtig in einer Beziehung. Es geht um eine konstante Auseinandersetzung mit dem Partner. Liebe verändert sich im Lauf einer Beziehung.
Susanne: Ich glaube, es gibt einen großen Unterschied zwischen Leidenschaft und Liebe. Gerade wenn ein Kind da ist, muss man schauen, dass man auch noch über andere Dinge spricht und als Paar nicht zu kurz kommt.
Miriam: Zwei Jahre Pandemie waren schwierig, weil der Alltag oft zu groß geworden ist, so ehrlich muss ich sein. Ich finde, es ist wichtig, den Partner auch im Außen zu sehen, wie er mit anderen Menschen umgeht, wie er sich in Gesellschaft bewegt. Das ständige Aneinander-kleben war sicher für viele Paare eine Herausforderung.
Ihr lebt beide in Wien, wie ist es, wenn ihr in der oberösterreichischen Heimat auf der Bühne steht?
Susanne: Wir haben im vergangenen Sommer „Krawalle und Liebe“ im Theater Meggenhofen gespielt. Es waren viele Freunde und Verwandte im Publikum. Das ist schon etwas Besonderes.
Miriam: Als Jugendliche war ich oft auf Konzerten im Posthof, das hat mir voll getaugt. Damals hätte ich nie im Leben gedacht, dass ich dort einmal auftreten würde.
"Wir haben für „Krawalle und Liebe“ Lieder gewählt, die uns ansprechen und die wir aus unserer Jugend kennen".
TERMINE
30. April 2022, 19:30 Uhr
im Wiener Theater Akzent
www.akzent.at
11. Mai 2022, 20 Uhr im Posthof Linz
www.posthof.at