People | 06.06.2022
Der Vollblutunternehmer
Freude am Gestalten und die Begeisterung, etwas zu schaffen – das sind für Wolfgang Hochreiter die Hauptgründe, warum er so gern Unternehmer ist. Seine Erfolge geben ihm recht: Aus der elterlichen Fleischhauerei hat er einen international tätigen Fleischkonzern entwickelt. Der Unternehmenssitz ist nach wie vor im beschaulichen Bad Leonfelden. „Und das wird auch so bleiben, weil ich fest mit meinem Heimatort verwurzelt bin, und weiß, was ich in der Region und vor allem in den dort lebenden Menschen habe“, betont Hochreiter im Interview mit dem OBERÖSTERREICHER.
Sie haben die Fleischhauerei Ihrer Eltern übernommen und daraus in den vergangenen 25 Jahren einen Fleischkonzern gemacht. Was braucht es, damit so eine Unternehmensentwicklung gelingen kann?
Neben Ideen und dem Mut zum Risiko braucht es vor allem viel Einsatz und Engagement. Wobei Inspiration schön und gut ist – ohne Transpiration geht aber nichts weiter! Für den Unternehmenserfolg ganz wesentlich mitentscheidend sind tüchtige, loyale Mitarbeiter. Diese habe ich seit 25 Jahren ebenso an der Seite wie gute Berater, auf deren Rat ich mich verlassen kann.
Sie sind Vollblutunternehmer. Was fasziniert Sie an Ihrem Job auch nach so vielen Jahren noch?
Die Freude am Gestalten ist ebenso ungebrochen wie die Begeisterung, etwas zu schaffen und erfolgreich zu machen. Nicht umsonst heißt es Unternehmer und nicht Unterlasser. Das Unternehmertum wurde mir dabei wohl auch ein bisschen in die Wiege gelegt und dann von meinen Eltern vorgelebt.
Ich habe gelesen, dass Sie das Unternehmen, in dem mittlerweile mehr als 600 Menschen arbeiten, nach wie vor als traditionellen Familienbetrieb führen. Was bedeutet das?
Bei uns steht der Mitarbeiter als Mensch nach wie vor im Mittelpunkt. So wie bei einem traditionellen Familienbetrieb gibt es kurze Wege und unmittelbar zuständige Ansprechpartner. Ich lege auch großen Wert auf Kollegialität und einen ordentlichen menschlichen Umgang. Das Sprichwort, dass es so zurückkommt, wie man in den Wald hineinruft, stimmt absolut und prägt den Umgang mit den Mitarbeitern.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Umgänglich und fair in der Sache – aber durchaus auch fordernd. Dabei ist mir Loyalität ebenso wichtig wie eine zielorientierte Kommunikation. Und nachdem wir ordentliche Löhne bezahlen, die durch die Bank über den Kollektivverträgen liegen, erwarte ich auch einen entsprechenden Einsatz.
Was ist Ihre größte Stärke als Unternehmer?
Meine Stärken zu beurteilen, überlasse ich anderen. Aber ohne eine entsprechende Zielorientiertheit wäre ich mit Sicherheit ebenso nicht erfolgreich wie ohne die entsprechende Durchsetzungskraft.
Der Firmensitz ist in Bad Leonfelden, wo Ihre Eltern schon die Fleischhauerei hatten. Haben Sie je überlegt, irgendwo anders hinzugehen oder war das nie ein Thema? Was bedeutet Bad Leonfelden und auch das Mühlviertel für Sie?
Den Firmensitz zu verlegen, war nie ein Thema. Ich bin ein Mühlviertler mit Leib und Seele und in meiner Heimat bzw. in meinem Heimatort Bad Leonfelden fest verwurzelt. Ich weiß, was ich in der Region und vor allem in den dort lebenden Menschen habe. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.
Sie haben sogar einen Lehrlingscampus errichtet, der erst vor Kurzem offiziell eröffnet wurde. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Als international agierendes Unternehmen haben wir permanent Bedarf an erstklassig ausgebildeten Fachkräften. Diese können wir uns mit dem Lehrlingscampus nun selbst ausbilden. Besonders im Fokus steht dabei der Lebensmitteltechniker mit seinem breiten Spektrum, sie sind so etwas wie die Experten des guten Geschmacks. Dazu kommt, dass es mir wichtig ist, den Stellenwert der Lehre weiter aufzuwerten. Durch eine hochwertige Unterbringung auf Viersternehotelniveau, eine eigene Sprachschule und Arbeitsbereiche am Puls der Zeit geben wir ein klares Statement für diese Form der Ausbildung ab.
Seit einigen Jahren hat die Hochreiter Unternehmensgruppe auch ein zweites Standbein – und zwar Reha-Gesundheitsbetriebe mit insgesamt drei Standorten. Wie passt das mit dem Fleischkonzern zusammen?
Das hat sich eher zufällig ergeben: Mein Großvater mütterlicherseits war Gesellschafter beim ehemaligen Kurhotel. Diesen Anteil habe ich geerbt. Als das Kurhotel in eine wirtschaftliche Schieflage geriet, bin ich eingesprungen und habe aus diesem, mit Unterstützung meines Bruders Josef – er ist Primar im Ordensklinikum –, das Rehazentrum Vortuna mit dem Schwerpunkt Psychische Gesundheit gemacht. Das war der Einstieg in den Gesundheitsbereich, zu dem inzwischen auch die Häuser „Am Kogl“ in St. Georgen im Attergau und „Auszeit“ in St. Lambrecht in der Steiermark zählen.
Würden Sie sagen, dass diese Entscheidung goldrichtig war? Auch in Hinblick darauf, dass dieses Angebot immer wichtiger wird, weil psychische Belastungen und Stress in den vergangenen Jahren und auch durch die Pandemie immer mehr werden?
Es ist tatsächlich so, dass die Nachfrage nach einer psychischen Reha in der letzten Zeit regelrecht explodiert ist. Corona hat bei vielen Menschen tiefe Spuren hinterlassen. Mit den Schwerpunkten, die wir in unseren Gesundheitszentren setzen, leisten wir unseren Beitrag zur Bewältigung der Pandemiefolgen.
Wie geht es für Sie im Idealfall weiter? Gibt es bereits neue Projekte und Pläne?
Vorerst hoffe ich, dass ich weiterhin gesund bleibe – das ist das Allerwichtigste. Wirtschaftlich beschäftigen uns die Folgen der Pandemie und des Ukrainekrieges intensiv: Die Verwerfungen auf den Märkten und die Probleme bei den Lieferketten gehen natürlich auch an uns nicht spurlos vorüber. Ein aktuelles Projekt, das uns gerade beschäftigt, ist der Hotelneubau in Freistadt. Ich bin dort gemeinsam mit Dietmar Hehenberger engagiert – wir arbeiten an einem wirklich tollen Haus, das im Mühlviertel einzigartig werden wird. Und natürlich gibt‘s darüber hinaus noch weitere Pläne, die aber noch nicht endgültig spruchreif sind.
Wissen Sie, wie viele Stunden in der Woche Sie im Unternehmen sind? Bleibt Ihnen Zeit für Hobbys bzw. zum Entspannen und Krafttanken? Was machen Sie dann am liebsten?
Nein, das kann ich nicht sagen. Was ich aber sicher weiß, ist, dass es sich mit einer 40-Stunden-Woche ganz sicher nicht ausgeht (lacht). Es spielt aber in Wahrheit auch nicht wirklich eine Rolle, dazu bin ich viel zu gerne Unternehmer. Kraft tanke ich vor allem in der Natur – unter anderem bei der Jagd – und bei der Musik. Ich bin Obmann der Trachtenmusikkapelle Bad Leonfelden und spiele dort auch Trompete. Das macht mir große Freude und trägt dazu bei, dass ich wirklich entspannen kann.