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Lifestyle | 03.02.2021

Lange Liebe muss nicht fad sein!

Ratgeber für frisch verliebte Paare gibt es viele. Aber was ist mit jenen Paaren, die schon lange zusammen sind? Welche No-Gos es zu vermeiden gilt, um Langzeitbeziehungen frisch zu halten und was diese so wertvoll macht, erklärt Arzt und Bestsellerautor Werner Bartens in seinem Buch „Lob der langen Liebe“.

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© Shutterstock

Man hat Schmetterlinge im Bauch, vermisst den Partner schon, sobald er zur Tür hinausgeht, und würde am liebsten Tag und Nacht mit ihm zusammen sein: Frisch verliebt zu sein ist ein wunderbares Gefühl. Doch was passiert, wenn eine Beziehung länger andauert und diese Verliebtheit abflaut oder gar verschwindet? Dann ist es oft so, dass Paare ihre Liebe mit Langeweile verwechseln, weiß Werner Bartens. Der Arzt und Bestsellerautor betont deshalb in seinem Buch, dass eine lange Liebe keineswegs automatisch Langeweile bedeutet. Gewohnheiten und Rituale, die in langjährigen Beziehungen entstehen, sind nichts Schlechtes. Das Gegenteil sei der Fall: Man gewinnt Nähe, Vertrautheit und Verlässlichkeit – und das sind allesamt Werte, die als selbstverständlich genommen werden, obwohl sie es nicht sind. In seinem Buch „Lob der langen Liebe“ schreibt er über langjährige Partnerschaften und deren Vorteile, wie sie gelingen und woran sie oftmals scheitern. Wir haben sechs No-Gos zusammengefasst, die Gift für lange Beziehungen sind.  

 

NO-GO Nummer 1:

Zu denken, Verliebtheit bleibt für immer. Es ist ein Missverständnis, dass viele Menschen denken, in einer Beziehung müsse alles so bleiben wie am Anfang. Der Zustand der anfänglichen Verliebtheit dauert maximal 18 Monate an, dann flaut dieses Gefühl ab, um im vierten oder fünften Jahr einen Tiefststand zu erreichen. Besonders jüngere Paare bis zum 30.  Lebensjahr trennen sich dann an diesem Punkt, weil sie den Übergang aus der akuten Verliebtheit in die Mühen der Ebene nicht schaffen. Nachdem dieses romantisch-leidenschaftliche Gefühl nicht mehr da ist, zweifeln sie an der gesamten Beziehung. Für Bartens ist es deshalb ein entscheidender Punkt, über den man als Paar hinwegkommen muss. Die intensive „Anfangs“-Verliebtheit würde man auf Dauer übrigens gar nicht aushalten. „Es handelt sich dabei fast um einen klinischen Zustand“, sagt Bartens. „Es wäre ein viel zu großer Stress für unseren Körper und unsere Psyche!“

 

NO-GO Nummer 2:

Keine Geheimnisse voreinander haben.  Tatsächlich ist es gut, in einer Beziehung „Geheimnisse“ voreinander zu haben. Nichts Gravierendes natürlich, es geht vielmehr darum, dass nicht alles immer miteinander geteilt werden muss. Gegenseitige Anziehung beruht auch darauf, im anderen noch etwas Fremdes und Unbekanntes zu sehen. Darum spielen gegenseitige Freiräume und Schutzzonen in einer langen Partnerschaft eine besonders wichtige Rolle. Das kann ein eigenes Zimmer oder eine Leseecke zum Zurückziehen ebenso sein wie Hobbys, Treffen und Aktivitäten, die man alleine hat.

 

NO-GO Nummer 3:

Überzogene Ansprüche an den Partner stellen. Es gibt Menschen – auch bei der älteren Generation – mit einer ausgeprägten Ich-Bezogenheit, die dazu führt, sehr hohe Ansprüche an den Partner zu stellen. Stehen dann irgendwann nicht mehr Kinder und Karriere im Mittelpunkt, stellen sich manche davon ständig Optimierungs- und Vergleichsfragen. Werner Bartens bezeichnet diese als „toxische Zweifel“. „Liebe ich diesen Partner überhaupt noch? Wäre ein anderer besser? Habe ich viel verpasst?“ – all das sind laut dem Experten Tabufragen in Beziehungen. „Das ist der sichere Weg ins Unglück“, so Bartens. „Wer solche Fragen stellt, kann nur unzufrieden werden.“ Weil es natürlich immer attraktivere Männer oder Frauen, spannendere Gesprächspartner oder aufregendere Menschen als den Partner gibt, den man schon so lange kennt.

 

NO-GO Nummer 4:

Den Partner durch die Negativbrille betrachten. Je gnadenloser der Blick auf den anderen mit der Zeit wird, umso mehr fallen einem dessen Mängel und Defizite auf. In der Folge nimmt man nur noch wahr, was man alles nicht an seinem Partner hat und auch nicht von ihm bekommt. „Wer den Partner so unfair bewertet, hat offenbar vergessen, warum er sich einst für den anderen entschieden hat“, sagt Bartens. „Oftmals waren es gerade jene Eigenschaften, die jetzt wahlweise so langweilig oder anstrengend zu sein scheinen, die den anderen damals so attraktiv gemacht haben. In einer Partnerschaft sollten sich daher beide auf das besinnen, was sie aneinander haben – und nicht auf das, was fehlt!“

 

NO-GO Nummer 5:

Fehlender Wille zur Veränderung. „Wir verändern uns über die Jahre und damit auch die Beziehung“, sagt Werner Bartens. Darum sei es wichtig, dass Paare dementsprechend flexibel und anpassungsfähig bleiben. Parallel zu altern, sei immer schwierig. Während der eine möglicherweise riesige Entwicklungsschritte macht, bleibt der andere stehen. Einer möchte ein ruhiges Umfeld, der andere möchte noch das Partyleben genießen. „Es ist wichtig, Verständnis für den Partner an den Tag zu legen“, so der Autor. „Man sollte dem Partner mit Großherzigkeit, Toleranz und Anerkennung begegnen und ihn unterstützen, anstatt sich lustig über ihn zu machen.“

 

NO-GO Nummer 6:

Falsche oder gar keine Kommunikation. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die liebevolle Wahrnehmung des Partners bald kippen könnte, ist das von Paaren benutzte Vokabular. Die Wortwahl, wenn zwei Partner miteinander sprechen, verrät laut Werner Bartens eine Menge. Begriffe wie „immer“, „nie“ oder „kein einziges Mal“ seien deutliche Alarmsignale. Zwar sind Streit und häufige Auseinandersetzungen nicht zwangsläufig ein Zeichen dafür, dass eine Beziehung bald in die Brüche geht. Wird aber der Ton insgesamt deutlich rauer, ist das alarmierend. Ebenso wenn das Gegenteil einsetzt: nämlich der Rückzug aus der Kommunikation, wenn also von einem Partner gemauert, geschwiegen wird und er sich abwendet.

„Man muss Verschiedenheiten akzeptieren und verstehen.“

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Maria & Werner Mayr 30 Jahre verheiratet

Was an eurer Beziehung erfüllt euch mit Stolz und Freude? 

Im Großen und Ganzen, dass wir es geschafft haben, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Und dass wir uns dabei immer noch lieben und immer noch gefallen. Nach so vielen Jahren haben wir in unserer Beziehung eine Vertrauensbasis geschaffen, die uns auch in schweren Zeiten geholfen hat. Man hält sich gegenseitig den Rücken frei – sowohl im Geschäft als auch im Privatleben. Das beweist, dass man mit den Jahren reifer wird. Jetzt sind wir froh, gemeinsam unsere Freizeit zu erleben, aber den anderen auch seine eigenen Interessen ausleben zu lassen.

Aus welchen Gründen entscheidet ihr euch tagtäglich für eine lange Liebe? 

Die gemeinsame Familie, Kinder und das baldige Enkelkind sind natürlich ein wichtiger Faktor. Wir haben uns eine Vertrautheit und Liebe geschaffen, die wir jeden Tag gemeinsam meistern. Dabei ist es uns wichtig, immer den Humor zu behalten und auch über die eigenen kleinen Mängel zu lachen. Wir entscheiden uns für die lange Liebe, weil es auch bei uns noch knistert und auch manchmal kracht (lachen). Durch unseren Friseursalon haben wir immer wieder gemeinsame Ziele und sind gespannt, was alles noch kommt. 

Ein gemeinsames Unternehmen kann Fluch und Segen für die Beziehung sein. Wie empfindet ihr das? 

Essenziell dafür, dass diese Kombination funktioniert, ist, dass wir uns die Aufgaben-
bereiche aufgeteilt haben. Jeder lebt seine Stärken und Interessen aus. Zu zweit haben wir mehr Ideen, sind kreativer und können flexibler arbeiten. Trotz der vielen Arbeitsstunden haben wir viel Spaß an dem, was wir tun und verfolgen gemeinsam neue Ziele. Als Partner hat man daher auch mehr Verständnis für viele Arbeitsstunden und wenig Freizeit. Aus diesen Gründen ist das gemeinsame Unternehmen für uns eher Segen als Fluch. Trotzdem muss man zwei Meinungen auf einen Nenner bringen und nimmt den Betrieb mit nach Hause.

Wie meistert man schwierige Zeiten in einer Beziehung? 

Jeder muss in einer Beziehung auch einmal zurückstecken und nach einem Streit den Anfang machen. Wichtig ist, die positiven Dinge wieder in den Vordergrund zu rücken. Man muss auch die Verschiedenheiten akzeptieren und verstehen, dass man sich in so vielen Jahren auch in andere Richtungen entwickeln kann. „Bei uns sorgt Maria für ein harmonisches Familienleben zu Hause. Darum stimmt auch der Satz: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“, sagt Werner.

 

 

„Erst in Krisen merkt man, wie wichtig der Rückhalt eines Partners ist.“

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Johanna & Marco Milani, seit 19 Jahren ein Paar

Sie sind in der Hauptschule schon in dieselbe Klasse gegangen. Wie hält man so eine lange Partnerschaft aufrecht? 

Genau, wir sind seit der dritten Klasse ein Paar und gehen seither gemeinsam durch dick und dünn. Natürlich hatten wir in unserer Beziehung auch mit Höhen und Tiefen zu kämpfen. Deshalb ist es in schwierigen Zeiten umso wichtiger, dass man zueinandersteht. Indem wir beide verschiedene Charakterzüge haben, passen wir super gut zusammen. Johanna ist eher die Gelassenere und Marco der Temperamentvollere (lachen). Nach mittlerweile fast 19 Jahren kennen wir die Eigenheiten des anderen ziemlich gut. Das Wichtigste in einer Partnerschaft ist, dass man immer gemeinsam daran arbeitet und dieselben Ziele verfolgt. 

Warum ist auch die Zeit nach der „Rosaroten-Brille- Phase“ noch schön? 

Naja, diese Phase hatten wir in der Hauptschule, das ist dann doch schon eine Weile her (lachen). Am Anfang konnten wir nicht mit-, aber auch nicht ohne einander. Wir stellten jedoch schnell fest, dass wir uns durch unsere unterschiedlichen Charaktere gut ergänzen. Natürlich ist die gemeinsame Zeit noch immer schön. Als Paar streben wir privat wie auch beruflich nach mehr!

Wie übersteht man als Paar eine Krise? 

Jede Krise ist eine Herausforderung, birgt aber auch Chancen. Wir sehen jede Krise als eine Prüfung, aus der wir beide lernen und wichtige Erkenntnisse für das weitere Leben als Paar ziehen. Erst in Krisen merkt man, wie wichtig der Rückhalt eines Partners ist und wie sehr man sich aufeinander verlassen kann – egal ob privat oder beruflich. Für uns ist es wichtig, dass wir uns blind vertrauen können und uns gegenseitig unterstützen. Daher unser Motto: „Wer die Krisen nicht ehrt, ist die schönen Momente nicht wert.“ 

Sie haben vor Kurzem ein gemeinsames Unternehmen gegründet. Sind gemeinsame Interessen und Projekte für eine Beziehung wichtig? 

Wir haben uns 2019 entschieden, die Online-Agentur „Marketingfuchs“ zu gründen. Es war für uns beide kein einfacher Schritt, aber wir haben uns gemeinsam dazu entschieden, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Ein Erfolgsgeheimnis ist eine klare Aufteilung. Mit Marco als Geschäftsführer und Johanna als Projektmanagerin setzen wir unsere Stärken gezielt ein. Alle wesentlichen Entscheidungen werden aber von uns gemeinsam getroffen. Da wir ein Unternehmerpaar sind und 24/7 miteinander verbringen, ist es umso wichtiger, beruflich und privat voneinander zu trennen. Aber das ist oft leichter gesagt als getan, daher legen wir großen Wert auf persönlichen Freiraum und gemeinsame Zeit als Paar. 

 

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Buchtipp: „Lob der langen Liebe“, Werner Bartens, Rowohlt Verlag, € 20,60