Lifestyle | 20.05.2020
Krebs & Corona
„Viele Krebspatienten sind aufgrund des Coronavirus verunsichert, ob die Einleitung oder Fortführung ihrer Krebstherapie überhaupt möglich oder sinnvoll ist.“, sagt Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann, Leiter des Tumorzentrums Oberösterreich sowie des Zentrums für Tumorerkrankungen am Ordensklinikum Linz. „Dabei steht in Österreich derzeit bei den meisten an Krebs erkrankten Patienten der Nutzen der Therapie deutlich über dem Risiko, an einer schwerwiegenden Infektion mit dem Coronavirus zu erkranken“, erklärt der Onkologe.
Ob eine Therapie verzögert oder geändert werden muss, wird im Einzelfall entschieden: „Wir orientieren uns an den Empfehlungen unser Fachgesellschaft. Dabei gehen wir nicht viel anders vor als bisher: Für jeden einzelnen Patienten erheben wir den möglichen Nutzen einer Krebstherapie, das Risiko einer therapiebedingten Schwäche des Immunsystems, Alter und Begleiterkrankungen des Patienten. Diese Faktoren werden nun gegenüber des Risikos einer schwerwiegenden Infektion und des Risikos, dass der Behandlungserfolg durch eine Therapieverzögerung geschmälert wird, abgewogen.“ Während Stammzelltransplantationen fast gänzlich heruntergefahren wurden, weil Patienten nach der Behandlung für viele Monate infektanfällig sind, laufen Therapien bei heilbaren Brust- oder Darmkrebserkrankungen meist normal weiter.
Aus gleichem Grund fordert Weltermann alle Menschen – auch in Corona-Zeiten – dazu auf, bei auffälligen Symptomen wie Blut im Stuhl, Knoten in der Brust oder anhaltendem Husten nicht zu zögern und dringend einen Arzt aufzusuchen, denn: „Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen funktionieren in der gleichen Schnelligkeit und Genauigkeit wie vor der Pandemie“.
Leben normal weiterführen
Der Experte zeigt auf, dass Krebspatienten aufgrund ihrer Verunsicherung die allgemein empfohlenen Maßnahmen und Hygienevorschriften sehr ernst nehmen. „Den Patienten ist bewusst, dass es Maßnahmen sind, mit denen wir alle in den kommenden Monaten leben werden“. Daher ermutigt er Krebspatienten, sich von den unterschiedlichen Informationen in den Medien nicht verunsichern zu lassen und im Rahmen der empfohlenen Maßnahmen trotzdem alle Dinge zu tun, die das Leben lebenswert machen. „Gehen Sie spazieren, lassen Sie sich zuhause verwöhnen, schreiben Sie einen Brief oder lesen Sie ein schönes Buch“, empfiehlt Ansgar Weltermann und verweist auf die Internetplattform selbertun.at, die onkologischen Patienten Rat und Hilfe bietet, um ihren Alltag zu meistern.