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Lifestyle | 14.04.2022

Gesundheit statt Krankheit

Haben Sie schon einmal von Salutogenese gehört? Das ist ein Modell zur Gesundheitsförderung, bei dem der Fokus nicht auf Behandlung von Krankheit liegt, sondern auf der Gesundheit und deren Erhalt.

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© Shutterstock

Wie kann es sein, dass einige Menschen eine objektiv gleiche gesundheitliche Belastung gut vertragen, während andere krank werden? Diese Frage hat auch Aaron Antonovsky beschäftigt. Seine Forschungsergebnisse hat der isrealische Wissenschaftler in das sogenannte Salutogenese-Modell gepackt. Darin versucht er aufzuzeigen, dass Schutzmechanismen des menschlichen Organismus sowohl von der individuellen Einstellung als auch von Verhaltensweisen maßgeblich beeinflusst werden können. 

Wie das funktioniert und warum der Fokus viel mehr auf Gesundheit statt Krankheit gelegt werden sollte, haben wir mit Gerlinde Stropek, psychologische Beraterin aus Gmunden, besprochen.

OBERÖSTERREICHERIN: Was bedeutet Salutogenese für Sie?

Gerlinde Stropek: Für mich ist es so etwas wie eine ganzheitliche Gesundheitsförderung. Es geht dabei um alles, was einem guttut und dazu beiträgt, gesund zu bleiben. Es ist zu wenig, Medikamente einzunehmen. Damit behandelt man lediglich die Symptome, nicht aber die Ursachen. Bei der Salutogenese legt man den Fokus also auf die Gesundheit und nicht auf die Krankheit. Jeder Mensch sollte sich demnach bewusst damit beschäftigen, was ihn gesund macht und hält. Das Zauberwort lautet Prävention. Ein Mensch soll sich nicht erst dann um sich kümmern, wenn er bereits krank ist.

Was gesund hält, ist vermutlich so individuell wie die Menschen selbst …

Natürlich gibt es kein Patentrezept. Während der eine Bewegung braucht, ist es beim anderen die Kreativität oder die Ruhe, die seine Gesundheitsressourcen stärkt. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Was immer gleich ist: Es geht darum, gesundheitsfördernde Ressourcen zu finden und diese zu stärken.

Wie finde ich heraus, was meine Gesundheit fördert? Oder spürt man das intuitiv?

Ich denke schon, dass jeder Mensch intuitiv weiß, was er braucht, damit es ihm gut geht und er gesund bleibt. Allerdings schaut die Realität oft anders aus! Dann ist es so, dass diese Bedürfnisse zum Beispiel im Familienalltag untergehen. Und Jahre später fehlt einem der Zugang und man spürt nicht mehr, was zum Erhalt der eigenen Gesundheit beitragen kann. Dann kommen wir als psychologische Berater ins Spiel. Ich kann meinen Klienten dabei helfen, wieder einen Zugang zu ihren Ressourcen zu finden. Gemeinsam schauen wir uns die individuellen Bedürfnisse an und filtern heraus, was stärkt und für die Gesundheit förderlich ist. 

Bewegung, gesunde Ernährung, keine Zigaretten, Alkohol nur in Maßen – eigentlich weiß man ja, was gut für die Gesundheit ist, oder?

Grundsätzlich ja, doch für mich geht es bei einer gesundheitsfördernden Lebensweise um mehr als regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Natürlich spielen diese Faktoren auch eine wesentliche Rolle, um gesund zu bleiben. Allerdings ist es meines Erachtens mindestens genauso wichtig, nicht gegen seine eigenen Bedürfnisse zu leben. 

Was heißt es, gegen seine Bedürfnisse zu leben?

Das kann der Fall sein, wenn man ständig Rücksicht auf Partner und Familie nimmt, es immer allen anderen recht machen will oder der Job zeitlebens an erster Stelle steht. Dann stellt man seine eigenen Bedürfnisse hintan und das macht auf lange Sicht krank. 

Oft wird Selbstfürsorge mit Egoismus verwechselt …

Gut auf sich zu schauen und für sich selbst zu sorgen hat nichts mit Egoismus zu tun. Ganz im Gegenteil! Achtsam zu sein, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und bewusst zu leben spielt für die Gesundheit eine sehr wesentliche Rolle. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass das leichter klingt, als es tatsächlich ist. Es ist auch nicht immer möglich, weil es sonst nur noch mehr Stress verursachen würde. Wichtig ist, sich diese Selbstfürsorge immer öfter zu „erlauben“.

Können sich die gesundheitsfördernden Ressourcen im Lauf des Lebens verändern?

Natürlich, das ist sogar sehr oft der Fall! Was mir mit 30 guttut, passt mit 50 vermutlich nicht mehr ganz so gut. Ich bin selbst gerade das beste Beispiel dafür. Im Februar habe ich mir die Schulter gebrochen und vermute, dass es auch damit zu tun hatte, dass ich in die Krankheit rutsche, wenn ich zu wenig auf mich schaue. Ich war schon immer ein recht umtriebiger Typ und brauche positiven Stress. Allerdings musste ich lernen, mit dem Alter anders zu agieren. Ich muss mir bewusst Ruhe gönnen (lacht).

 

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© Blue Elephant Photography

„Bei der Salutogenese legt man den Fokus darauf, was gesund macht und hält.“

 

Mag. Gerlinde Stropek

Psychologische Beratung, Kunsttherapeutin

Hofgarten 19c

4810 Gmunden

Tel. 0664/1202408

E-Mail: [email protected]

www.kunst-leben.at

 

 

 

 

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Mag. Andrea Hütthaler ist Sportwissenschafterin im Salzkammergut. © Alexandra Hütthaler

Wie entsteht Gesundheit?

Tatsache ist: Körperliche und geistige Fitness steigern unsere Lebensfreude, unsere Lebensqualität und die Motivation, mehr zu erleben. Ist es deshalb nicht ein grundsätzliches Bestreben, dass man seine gesundheitlichen Anteile vermehren möchte, um sich wohler und fitter in seiner Haut bzw. seinem Körper zu fühlen? 

Aber wissen wir immer, was uns gesund macht? Gerade, wenn man zum Beispiel aus einer Krankheit wie Corona kommt, braucht man vielleicht Unterstützung. Um zu erkennen, was noch in einem steckt, was noch an Ressourcen da ist, um zu erkennen: Was kann ich tun, um mein Potenzial zu stärken?

Ich sehe oft, dass so mancher ohne Unterstützung nicht weiterkommt. Denn manchmal braucht es Ruhe und achtsame Bewegungen, um Kraft schöpfen zu können. Manchmal ist auch der früher ausgeübte Sport nicht mehr der richtige … Dann ist es noch wichtiger, geeignete Bewegungen zu finden, damit durch dieses „Tun“ wieder mehr Vitalität ins Leben kommt. 

Die Frage ist eindeutig nicht: Was macht uns krank? Sondern: Was macht uns gesund?

Dann bewegen wir uns weg von der Krankheitsbekämpfung und hin zum Thema: Was braucht ein Mensch, um sich seine Gesundheit zu erhalten?