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Lifestyle | 19.05.2021

Garten erdet

Natürliche Lebensräume fördern. Unterschlupf für Tiere schaffen. Das Insektensterben aufhalten. Pflanzlich düngen. Mit Holz und Steinen bauen. So geht Garten, der „Mutter Erde“ achtet.

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Immer mehr Menschen machen sich Gedanken zum eigenen ökologischen Fußabdruck. Das Verständnis für Nachhaltigkeit, Umwelt und Klima, das ökologische Gleichgewicht der Erde, Insektensterben, Naturschutz und Biodiversität steigt. Gartengestalter, wie Halbartschlager in Steyr, erkennen eine Trendwende hin zu mehr Naturbelassenheit und Artenvielfalt. Das Schöne ist: „Jeder kann hier mit einem noch so kleinen Stück Natur etwas beitragen“, bestätigt Clemens Halbartschlager. Es ist ein neuer Weg, welcher der Natur mehr Wertschätzung entgegenbringt. Ein Weg, der den Garten nicht nur als erweitertes Wohnzimmer versteht, sondern auch als Lebensraum für eine Vielzahl an Lebewesen, wie Bienen, Schmetterlinge, Igel und viele weitere Nützlinge. Ein zusätzlicher positiver Effekt ist, dass das „Garteln“ selbst zu mehr Wohlbefinden bei den Menschen führt.

Öko-Bewusstsein boomt. Wem der Erhalt von Artenvielfalt und heimischer Fauna am Herzen liegt, wandelt seine Gartenoase in einen „Naturgarten“ um. Naturnahes Gärtnern entspricht dem Zeitgeist. Das unterstreicht auch die bellaflora IMAS-Gartentrendstudie 2021: demnach fördern 69 Prozent der Nutzer von Garten, Terrasse oder Balkon bewusst die Artenvielfalt bei Pflanzen und den Lebensraum für Nützlinge wie Bienen, Hummeln, Wildvögel, Igel & Co. Am hohen Anteil der Gartenbesitzer, die kompostieren und Regenwassersammelsysteme nutzen, das sind mehr als die Hälfte der Österreicher, lasse sich das ausgeprägte ökologische Bewusstsein ablesen, verdeutlicht Franz Koll von bellaflora: „Kompostieren macht Arbeit. Einfacher wäre es, alles in die Mülltonne zu werfen. Regenwassersammeln macht auch Arbeit. Einfacher wäre es, einfach den Gartenschlauch an die kommunale Wasserversorgung zu koppeln. Dass die Menschen beides trotzdem tun, zeigt ihr Verständnis für natürliche Kreisläufe und dass sie bereit sind, sich dafür einzusetzen.“

 

 

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Pfeiler des naturnahen Gartens. Die Devise lautet: „Weniger ist mehr“ – weniger Eingriff, mehr Wildheit. Biologischer Pflanzenschutz, Nützlinge und torffreie Erde sind wichtige Pfeiler des Naturgartens. Ein wildes Eck kommt der Artenvielfalt zugute. Die Besonderheit im naturnahen Garten ist, dass sich dieser nach den Bedürfnissen der Tierwelt orientiert: beispielsweise mit Hecken, in die Vögel ihre Nester bauen können, anstatt Thujen. Natursteinmauern, Steinhaufen oder Totholz dienen als Rückzugsort für kleine Lebewesen, ein alter Holzstamm wird zum tierischen Wohnzimmer. Noch nobler residieren krabbelnde und fliegende Gäste im Insektenhotel.

 

Natürliche Ästhetik. In Hinblick auf die Pflanzen- und Tiervielfalt sind streng gepflegte Gärten mit akribisch gemähtem Rasen nicht empfehlenswert. Eine Wildblumenwiese ist zum einen schöner anzusehen, zum anderen Versteck für Raupen oder Käfer und für viele Tiere eine Nahrungsquelle, wie zum Beispiel dem Girlitz – eine Vogelart, die durch den Mangel an Wildkräutersamen immer seltener wird. Hobbygärtnerinnen und -gärtner ohne grünen Daumen haben es mit einer Blumenwiese leicht, ist sie doch nur zwei Mal im Jahr zu mähen. In modernen Gärten machen sich auch einzelne Blumeninseln gut. Der zarte Blütenduft zieht Bienen und Schmetterlinge magisch an. Der ökologische Aspekt steht im naturnahen Garten klar im Vordergrund – dennoch kann der Garten nicht komplett sich selbst überlassen bleiben. Ein gewisses Maß an Pflege ist vonnöten, damit ein stimmiges Bild von natürlicher Ästhetik gewahrt bleibt.

 

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Saatgut und einheimische Pflanzen. Vielfalt säen und pflanzen: Ein wichtiger Schritt ist die Auswahl des Saatguts für jene, die ein Naturparadies schaffen möchten. Biologisch zertifiziertes Saatgut stammt von gentechnikfreien Pflanzen, die ohne chemische Schutzmittel behandelt wurden, darauf weist das unabhängige Gütesiegel „Österreichisches Umweltzeichen“ hin (www.umweltzeichen.at). Es sollte auf die Kennzeichnung AT-BIO-0000 oder DE-ÖKO-0000 geachtet werden. Anderes konventionelles Saatgut werde mit Spritzmitteln behandelt, die für Bienen gefährlich sein könnten. Im Sinne der Vielfalt setzt man auf verschiedene und alte Sorten. Pflanzen aus regionalen Gärtnereien und Baumschulen sind an das regionale Klima angepasst, robuster gegen Schädlinge und eine Futterquelle für Tiere. Außerdem sollten früh und spät blühende Sorten gemischt werden, damit Insekten wie Wildbienen über das Jahr verteilt ausreichend Nahrung finden.

 

 

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Düngen ohne Chemie und Erdöl. Chemische Dünger und Pestizide sind im naturnahen Garten tabu. Darüber hinaus werden mineralische Kunstdünger häufig aus Erdöl und unter großem Energieaufwand erzeugt. Nachhaltige Pflanzenpflege-Produkte mit dem Österreichischen Umweltzeichen sind besser geeignet, da sie das Gleichgewicht fördern, auf organischer Basis hergestellt sind und zum Beispiel Mikroorganismen oder Nützlinge enthalten. Es eignen sich auch natürliche Präparate wie Hornspäne, Kompost und selbst hergestellte Brennnesseljauche.

Biologisch baden. Der klassische Pool bekommt zunehmend Konkurrenz von Bademöglichkeiten, die dem ökologischen Zeitgeist entsprechen: Schwimmteiche und Naturpools sind am Vormarsch. Die Wasseraufbereitung erledigen dabei altbekannte Mechanismen der Natur. Im Schwimmteich mit Regenerationszone übernehmen statt Chlor die Mikroorganismen, welche im Wurzelwerk von Seerosen und Wasserpflanzen angesiedelt sind, die Reinigung. Der Naturpool kommt sogar ohne Pflanzbereich aus, er funktioniert über speziell konstruierte biologische Filter, die für nährstoffarmes und glasklares Wasser sorgen. Genauere Informationen zum biologischen Baden und die Unterschiede zwischen Schwimmteich, Naturpools und Kombiteiche bietet der Verband Österreichischer Schwimmteich- & Naturpoolbau (www.schwimmteich.co.at).

 

 

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Inspiriert von der Natur: Bauen mit Stein und Holz. Stein und Holz sind die Materialien der Natur. Diese Baustoffe bewähren sich seit Jahrhunderten. Sie sind dauerhaft und robust, vielfältig und individuell einsetzbar. Im Freien bieten sich eine Bandbreite an Möglichkeiten: als Terrassenbelag, als Sichtschutz bzw. Lärmschutz, zur Überdachung oder als Pergola, als Pflanztrog oder Sitzmöbel. Holz ist CO2-neutral und damit eines der umweltfreundlichsten Materialien, die zur Verfügung stehen. Wenn einige Grundregeln beachtet werden, kann es auch im Freien mit hoher Langlebigkeit eingesetzt werden. Die Wahl der richtigen Holzart sowie ein ausreichender Schutz vor Durchfeuchtung sind wesentliche Voraussetzungen. Am Ende seiner Nutzung kann es leicht wiederverwertet bzw. entsorgt werden. Wer sich für Keramikfliesen entscheidet, erfreut sich ebenso an der natürlichen Optik. Die Bezeichnung Keramik stammt aus dem Altgriechischen „keramos“ und war früher die Bezeichnung für Ton. „Fliesen behalten ihre schönen Farben und verwittern nicht“, wissen die Experten für Keramik, Fliesen und Natursteine von der Felbermair Keramikwelt in Gunskirchen. Die Vielfalt an Farben, Formaten und Oberflächen bietet für jeden Stil das Richtige, ganz gleich ob in Natursteinoptik als Quarzit, Granit, Travertin oder Cotto. Auch zur großflächigen Fassadengestaltung sind die langlebigen Keramikplatten geeignet. Über die Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten beraten auch Architekten, Tischler, Handwerksbetriebe oder Gartengestalter.

Je wärmer das Klima, desto wichtiger die Beschattung. Zum einen sind Bäume wohltuende Schattenspender, zum anderen will auch der Sitzplatz im Freien nicht ständig der prallen Sonne ausgesetzt sein. „Beschattung wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen“, ist sich Günther Singhuber sicher. Der gleichnamige Betrieb in Adlwang ist auf die Überdachung von Terrassen spezialisiert. Durchdachter und individueller Sonnenschutz ist wesentlich für ein angenehmes Klima. Besonders idyllisch wirkt es, wenn Kletterpflanzen seitlich an der Terrasse oder am Balkon emporranken. Sorten wie Clematis, blühender Blauregen oder Efeu eignen sich wunderbar als natürlicher Sonnenschutz. Oder wie wäre es mit einem essbaren Sonnenschirm aus Weinreben oder Brombeeren? So lässt sich, bequem im Schatten liegend, direkt von den herabhängenden Früchten naschen. Spätestens dann fühlt es sich an wie das Paradies auf Erden. Die Wirkung der Natur auf die physische und psychische Gesundheit ist vielfach bewiesen und eines ist gewiss: Garten erdet.

 

 

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3 einfache Ökotipps:

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Erde ohne Torf

Für den Torf-Abbau werden sensible Moorlandschaften zerstört, die über Hunderte Jahre entstanden sind. Außerdem speichern Moore enorme Mengen an CO2. Es gibt gute Alternativen wie eigenen Kompost oder Mischungen mit Rindenhumus oder Chinaschilf, die oft sogar besser als Torf das Wachstum im eigenen Garten ankurbeln.

 

Schnecken ade!

Eine Alternative zum Schneckengift sind spezielle Schneckenzäune, eine Bierfalle oder natürliche Widersacher wie Igel oder chinesische Laufenten, die Schnecken mit Wonne verspeisen. Was außerdem hilft: um die Beete eine breite Schicht Sägemehl, Kaffeesatz oder Kalk streuen, Blumen eher morgens gießen.

 

Eierschalen-Dünger

Natürlich, günstig und selbstgemacht: Eier hat jeder zu Hause und es wäre zu schade, wenn die Überreste des Frühstückseis in der Biotonne landen würden. Die Herstellung von Eierschalen-Dünger ist kinderleicht und Kalk ein wichtiger Nährstoff für alle Pflanzen im Garten. So funktioniert’s: Küchenbrett, Fleischklopfer und ein Tuch bereitlegen. Die Eierschalen auf dem Brett mit Tuch bedecken und leicht darauf klopfen. Die zerkleinerten Schalen ins Gießwasser geben und den Sud mehrere Tage stehen lassen, dann ist er fertig zur Anwendung. Darauf achten, nur die Erde zu gießen und niemals die Pflanze von oben, da sich die Eierschalen nicht zur Gänze auflösen. Faustregel: Schalen von zwei bis drei Eiern auf einen Liter Wasser.