Lifestyle | 24.05.2022
Ein Porsche für alle Fälle
Der Porsche Taycan Cross Turismo scheidet die Geister. Während er für die einen wegen seinem Exterieur und den vier Türen kein richtiger Sportwagen ergo Porsche mehr ist, freuen sich die anderen über die damit einhergehende bessere Alltagstauglichkeit. Es kommt wohl immer darauf an, was man von und mit dem Wagen möchte. Wer einen sportlichen Zweitwagen zum reinen Vergnügen haben will und ohnehin mit dem Kombi oder SUV zum Einkaufen oder in den Urlaub fährt, wird sich vermutlich nicht für den Taycan Cross Turismo entscheiden. Wer hingegen einen Sportwagen möchte, der auch ein feiner Begleiter im Alltag ist, der wird große Freude mit ihm haben. Denn mit knapp 500 Litern Kofferraumvolumen lässt sich zum Beispiel der Wochenendeinkauf problemlos nach Hause bringen. Legt man die Rückbank um, kann man den Kofferraum auf rund 1.200 Liter erweitern und bei Bedarf sogar sperrige Dinge transportieren.
Ohne Verrenkungen auf den Rücksitz
Unser Herausgeber Josef Rumer zählt jedenfalls zu jenen Menschen, die diese praktischen Eigenschaften des Porsche im Alltag zu schätzen wissen. Er ist von der Optik begeistert, besonders die bullige Frontansicht hat es ihm angetan. Dass dieser Porsche ein Viertürer und neben dem Panamera so etwas wie ein Kombi der Zuffenhausener ist, stört ihn wenig. Im Gegenteil: Er ist froh, dass die Rückbank nicht erst durch mühsame Verrenkungen erreicht werden kann. Und wenn man nicht ständig alleine oder ausschließlich mit dem Partner unterwegs ist, machen vier Türen immer Sinn. Niemand, wirklich niemand, will umständlich und zudem hochgradig unelegant in einen Porsche klettern.
Mit 500 PS unterwegs
Wobei man in einem Porsche ohnehin am besten am Fahrer- oder zumindest am Beifahrersitz Platz nehmen sollte. Unser Testwagen hat nämlich 490 PS an Bord und eine Overboost-Leistung (bei Launch Control) von satten 571 PS, wenn’s mal ein bisserl mehr sein darf. Damit schafft er den Sprint von null auf 100 Stundenkilometer in 4,1 Sekunden. Das bedeutet in der Praxis, dass man den Beifahrer/die Beifahrerin unbedingt vorwarnen sollte, bevor man zeigt, was dieser Wagen so kann. Die Reaktionen fallen nämlich sehr unterschiedlich aus: Während den einen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht will, krallen sich die anderen an dem fest, was sie als Erstes erwischen. Denn der Taycan ist sofort zur Stelle, wenn man ihn braucht – die wenn auch noch so kurze Anlaufphase, wie man sie bei den klassischen Verbrennern kennt, fällt nämlich weg. Was bleibt, ist ein kraftvoller Antritt, der beweist, dass auch die elektrische Version durch und durch ein Porsche ist. Die Batterie sitzt zudem im Unterboden des Wagens und sorgt so für einen tiefen Schwerpunkt, was den sportlichen Fahreigenschaften zusätzlich entgegenkommt.
So weit kommt man
Die Reichweite gibt der Hersteller bei unserem Testmodell übrigens mit bis zu 450 Kilometern an – unter Laborbedingungen sei dazu gesagt. Mit dem wahren Leben hat das freilich wenig zu tun, schließlich möchte man einen Porsche ja auch wie einen Porsche fahren. Ansonsten könnte man sich jedes x-beliebige Auto kaufen … Je nach Fahrstil und Außentemperatur ist somit eine Reichweite zwischen 350 und 300 Kilometern weitaus realistischer.
Geladen werden kann der Taycan ganz bequem zu Hause, wobei man dafür einiges an Zeit einkalkulieren und den Wagen am besten über Nacht an die Steckdose hängen sollte. Mit Wechselstrom bis zu 11 kW dauert es laut Herstellerangaben neun Stunden, bis die Batterie wieder voll ist. Weniger zeitaufwendig ist es, bei einem Hypercharger zu laden. Das geht ratzfatz und schon nach fünf Minuten kann man weitere 100 Kilometer fahren.
Wichtig beim Fahren ist außerdem das adaptive Fahrwerk, das sich auf Wunsch und Knopfdruck anheben oder absenken lässt. Das macht den Taycan Cross Turismo zwar nicht zum Hardcore-Offroader, ist aber zum Beispiel im City-Verkehr sehr praktisch, etwa wenn man über Bremsschwellen oder in eine Tiefgarage fahren muss. Die neue Smart-Lift-Funktion ermöglicht außerdem das automatische Anheben des Fahrwerkniveaus an lokal programmierbaren Stellen, in unserem Fall die Tiefgarage beim Büro, damit man im Alltag nicht mal darauf vergisst.
Das Interieur-Design: Weniger ist mehr
Beim ersten Platznehmen auf dem Fahrersitz nickt unser Herausgeber Josef Rumer anerkennend, das Cockpit ist übersichtlich und gewohnt edel. Das Interieur-Design wurde auf das Wesentliche reduziert. Analog dem Porsche 918 Spyder gibt es im Taycan Cross Turismo keinen klassischen Wählhebel mehr, sondern einen kompakten Fahrtrichtungsschalter im Armaturenbrett, rechts neben dem Lenkrad. Das ist vor allem zu Testbeginn sehr gewöhnungsbedürftig, weil man den Schalthebel klassisch in der Mittelkonsole sucht. Dort findet man im Elektro-Porsche jetzt Platz für Getränke, Smartphone & Co.
Für uns ebenfalls gewöhnungsbedürftig: Die Klimaanlage wird über ein eigenes Display im vorderen Teil der Mittelkonsole gesteuert. Dort lässt sich sowohl die Temperatur einstellen als auch die Richtung des Luftstromes. Letzteres kann man manuell nicht mehr steuern, was während dem Fahren mitunter etwas tricky sein kann.
Was im Innenraum hingegen sehr gefällt: Der obere und der untere Teil der Instrumententafel spannen sich über die gesamte Breite des Fahrzeugs. Im Mittelpunkt steht das knapp elf Zoll große Infotainment-Display, das sich recht intuitiv mittels Touchscreen bedienen lässt. Daneben gibt es optional ein eigenes Display für den Beifahrer. Dieser kann sich dort die aktuelle Geschwindigkeit anzeigen lassen oder die Playlist über Spotify steuern. Letzteres hat sich während der Testzeit als superpraktisches Feature erwiesen.
Besonders schönes Detail: Auf Wunsch ist ein Kompass oben auf der Instrumententafel erhältlich. Er zeigt die Himmelsrichtung analog über eine mitdrehende Kompassrose an und informiert digital über Höhe und Uhrzeit.
Mit Fahrradträger und Dachbox
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es für den Taycan Cross Turismo sowohl einen Heckträger für zwei Fahrräder, der eigens dafür entwickelt wurde, gibt als auch eine Performance-Dachbox, die bis zu 480 Liter fasst. Den Beinamen Performance trägt die Dachbox, weil sie für die Modellreihen Macan, Panamera, Taycan und Cayenne bis zu einer Geschwindigkeit von 200 km/h freigegeben ist.
Hier schließt sich der Kreis, denn an dieser Frage scheiden sich die Geister erneut: Ein Porsche, der kein SUV ist, mit Fahrradträger und/oder Dachbox? Da rümpft auch unser Herausgeber Josef Rumer die Nase: „So viel Alltagstauglichkeit muss es dann doch nicht sein!“
Daten & Fakten
Porsche Taycan 4S Cross Turismo
Abmessungen: Länge: 4974 mm, Breite: 1967 mm, Höhe: 1409 mm
Kofferraum: 500 – 1212 Liter
Systemleistung: 360 kW/490 PS (420 kW/571 PS Overboost-Leistung)
Reichweite nach WLTP: 388 bis 452 Kilometer
Stromverbrauch: 22,6 kWh
Preis: ab 114.766,26 Euro
Preis Testmodell: 144.606,66 Euro