Lifestyle | 04.04.2018
Die grüne Lüge
„Mir wird gesagt, dass ich die Welt retten kann. Alles, was ich dafür tun muss, ist nachhaltige und faire Produkte einzukaufen. Aber das ist eine Lüge!“ Mit diesem Satz beginnt der neue Film „The Green Lie“ des österreichischen Dokumentarfilmers Werner Boote. Dafür hat sich der Wiener gemeinsam mit der deutschen Journalistin und Autorin Kathrin Hartmann auf eine Spurensuche rund um die Welt begeben – auf der Suche nach der Wahrheit hinter dem allgegenwärtigen Schlagwort „Nachhaltigkeit“. Denn zahlreiche Produkte, die zwar als nachhaltig erzeugt angepriesen werden, sind es überhaupt nicht.
„Bei meinen Recherchen habe ich erfahren, dass Produkte keineswegs hundertprozentig nachhaltig sein müssen, nur weil grüne Slogans auf der Verpackung kleben“, erzählt Boote. „Meist bezieht sich die Kennzeichnung nur auf einzelne Bestandteile der Produkte, und davon muss oft auch nur ein geringer Bruchteil tatsächlich nachhaltig sein.“ Dahinter steckt das so genannte „Greenwashing“. Dieser Begriff bezeichnet jene Praxis, Produkte mithilfe massiver PR als „nachhaltig“, „umweltschonend“ oder „fair“ zu verkaufen, obwohl das in Wahrheit keineswegs so ist. „Es gibt zum Beispiel kein nachhaltig produziertes Palmöl, weil es nur dort wächst, wo vorher Regenwald war“, betont Hartmann, die auch das Buch „Die grüne Lüge“ (Blessing Verlag,
€ 15,50) geschrieben hat.
Umfangreiche Ökolügen. „Wie umfangreich die Ökolügen der Industrie sind, zeigte sich schon alleine dadurch, dass wir viele unterschiedliche Fälle in allen nur erdenklichen Branchen penibel recherchierten und die Methoden und Vorgangsweisen der Konzerne immer dieselben waren“, sagt der Filmemacher Werner Boote. „Die in ,The Green Lie‘ gezeigten Fälle stehen daher exemplarisch für alle Branchen und zeigen, wie sich die Industrie generell verhält.“ Für Boote hat der Film sehr klar zutage gebracht, dass Eigenverantwortung in den Konsumentscheidungen natürlich wichtig ist. „Um eine grundlegende Änderung und Trendumkehr zu bewirken, braucht es definitiv weitreichende politische Maßnahmen“, betont er. „Produkte, bei deren Herstellung Menschenrechte verachtet und die Umwelt vernichtet wird, müssen verboten werden. Was mir zu Beginn der Recherchen noch nicht so sehr bewusst war, ist die Erkenntnis, wie weitreichend das gesamte Wirtschaftssystem überdacht werden muss.“