Lifestyle | 15.02.2022
Auf die Marke kommt es an
Vor 18 Jahren hat sich Arno Hochsteiner mit seiner Werbe-
agentur „Designkitchen“ in Wels selbstständig gemacht. Als klassische Werbeagentur sieht er sein kleines feines Unternehmen nicht, sondern als Markenbegleiter für Klein- und Mittelbetriebe. Gemeinsam mit seiner Frau Adela arbeitet er ausschließlich für Familienunternehmen in Oberösterreich. Die Nähe zu seinen Kunden ist dem Werbefachmann dabei absolut wichtig, so wichtig, dass er am liebsten Kunden betreut, die er mit seinem Fahrrad besuchen kann.
Herr Hochsteiner, warum haben Sie sich auf Familienunternehmen in Oberösterreich fokussiert?
Ganz einfach, weil bodenständige, regionale Betriebe auch wirklich etwas bewegen können und mir die Nähe zum Kunden sehr wichtig ist. Man kennt sich, ist im persönlichen Kontakt und die Kunden wissen es zu schätzen, wenn vom Start bis zur Übergabe immer derselbe Ansprechpartner für sie da ist. Außerdem ist Oberösterreich ein starker Wirtschaftsmarkt, da gibt es genug zu tun (lacht).
Mit welchen Anliegen bzw. Aufträgen kommen die Kunden zu Ihnen?
Oft ist es so, dass die Kunden nur wegen der Gestaltung eines Logos oder eines Flyers zu uns kommen. Wenn ich dann genauer nachfrage, was sie damit erreichen wollen, herrscht nicht selten Ratlosigkeit. Dabei sind die Marke und die exakte Positionierung des Unternehmens das Um und Auf. Kleine Familienbetriebe sind fälschlicherweise oft der Meinung, dass strategische Planung nur etwas für große Unternehmen oder Konzerne ist, da ist noch viel an Überzeugungsarbeit zu leisten.
Wie führen Sie ein Unternehmen zur erfolgreichen Marke?
Egal, ob Einmannbetrieb oder Firma mit 50 Mitarbeitern, im Prinzip gehen wir immer nach dem gleichen Schema vor. Am Anfang wird die Ist-Situation erhoben. Hier geht es vor allem darum, dass man sich kennenlernt. Um Klarheit über das Projekt und die Erwartungen der Kunden zu gewinnen, nehmen wir uns die Zeit, die es braucht. Da wird nicht gehudelt. Wir setzen uns zusammen und eruieren gemeinsam, wo die Stärken des Unternehmens liegen, wer die Kunden sind und was diese davon haben, wenn sie eine Dienstleistung oder ein Produkt kaufen. Erst wenn es eine ganz klare Positionierung gibt, gehen wir an die Konzeption. Wenn uns dann der Kunde seinen Segen gegeben hat, starten wir mit der Umsetzung.
Können Sie uns dazu ein Beispiel aus der Praxis nennen?
Ja, gerne. Der Relaunch, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Ursula Deinhammer mit der Firma Ökoplant durchgeführt und begleitet habe, war sehr erfolgreich. Ursprünglich wollte der Kunde, dass wir für den Welser Gartengestalter einen Folder machen. Obwohl das Unternehmen eine hervorragende Leistung und Qualität angeboten hat, war es eine herausfordernde Zeit. Da es in dieser Branche viele Mitbewerber gibt, mussten wir ein Alleinstellungsmerkmal finden. Bei einem Markenworkshop mit den Firmenchefs und den Mitarbeitern kristallisierte sich heraus, dass das Unternehmen ein echter Spezialist für große Bäume ist. Somit hatten wir das Alleinstellungsmerkmal von Ökoplant gefunden und das Unternehmen, im gesamten Auftritt – vom Logo bis zur Homepage – als Spezialist für große Bäume dargestellt. Drei Jahre nach der Einführung dieser neuen Strategie und des Markenauftritts freute sich das Unternehmen über das erfolgreichste Geschäftsjahr in seiner 39-jährigen Firmengeschichte.
Die Digitalisierung bringt mit sich, dass es immer mehr Kommunikationskanäle gibt. Oft sind vor allem kleinere Firmen damit überfordert. Wie stehen Sie dazu?
Man muss offen für die Digitalisierung sein und sich damit auseinandersetzen. Man kann seine Produkte heute relativ einfach bewerben. Man macht zum Beispiel mit dem Smartphone einen kurzen Film und stellt diesen auf Social Media. Viele Firmen realisieren gar nicht, was da alles möglich ist. Der Nachteil ist, dass Werbung dadurch allgegenwärtig, ja fast inflationär ist und man auf vielen Kanälen damit konfrontiert wird. Daher ist es umso wichtiger, sich als starke Marke zu positionieren.
Was ist in Ihren Augen eine starke Marke?
Eine starke Marke muss sich abgrenzen und Nein sagen können. Da muss man ganz konsequent sein.
Sie sind jetzt seit fast 20 Jahren in der Werbebranche tätig, was treibt Sie an, was motiviert Sie und woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Für mich gibt es nichts Lässigeres als erfolgreich Unternehmen mitzugestalten. Es macht mir eine große Freude, meinen Kunden zu ihrer Identität zu verhelfen und sie sichtbar zu machen. Wenn ich sehe, dass jemand durch mein Know-how besser wird, dann ist das die größte Motivation. Ich steh‘ auf Wels, auf das Kleinstädtische und fahre seit zehn Jahren mit dem Fahrrad in die Agentur, alleine das inspiriert mich immer wieder zu neuen Ideen.