Leben bedeutet Veränderung

Miriam Höller ist eine Powerfrau, die viel und herzlich lacht. Sie inspiriert mit ihrer Lebensfreude und langjährigen professionellen Erfahrung als Stuntfrau und Chefin ihres eigenen Stuntteams.

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© Treudis Naß

Trotz schwerer Schicksalsschläge gibt sie nicht auf, sondern wächst an ihren körperlichen und seelischen Schmerzen und kehrt erfolgreich als Moderatorin auf die öffentliche Bühne zurück. Die Kraft ihrer persönlichen Geschichte vermittelt sie heute als Keynote-Speakerin in ihren Vorträgen.

Frau Höller, Sie stammen aus einem kleinen Dorf in Niederrhein in Deutschland, was hat Sie dazu motiviert, Stuntfrau zu werden?
Als Mädchen habe ich davon geträumt, außergewöhnliche Kräfte zu haben, fliegen zu können und die Menschheit vor dem Bösen zu beschützen. Als ich als Jugendliche in einem Freizeitpark zum ersten Mal Stuntleute bei der Arbeit beobachtet habe, wurde mein Kindheitstraum zu einem realistischen Berufswunsch. Diesen Traum habe ich mir erfüllt und zehn Jahre gelebt.

Sie haben es zur Stuntfrau geschafft und sogar ein Unternehmen mit einem eigenen Stuntteam aufgestellt. Was braucht man, um es so weit zu schaffen?
Wie in jedem Beruf – Leidenschaft. Ich brannte im wahrsten Sinne des Wortes für Action, Risiko und ästhetische Stunts, liebte die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Team und natürlich auch die Aufmerksamkeit, die wir durch unsere außergewöhnliche Arbeit bekamen. Es fühlte sich nicht nach Arbeit an, eher wie ein großer Abenteuerspielplatz, in dem ich mich ausprobieren konnte. Gerade in den ersten Jahren lernte ich sehr viel über mich und meine persönlichen Grenzen, wie ich mit Ängsten umgehe, und dass das Scheitern ein großer Teil des Erfolges ist.

Bei einem Stunt im Juli 2016 brachen Sie sich beide Füße, nur sechs Wochen später verunglückte Ihr langjähriger Lebensgefährte, Kunstflug-Weltmeister Hannes Arch, bei einem Helikopterabsturz tödlich. Wie haben Sie es geschafft, das alles zu überwinden?
Es war ein langer und schwerer Prozess, mit dem Verlust meiner Gesundheit und somit der Grundlage meines Berufes und dem Verlust meines Lebensgefährten umzugehen. Das Leben hatte mich so hart wie noch nie herausgefordert und ich hatte einfach keine Kraft zu kämpfen. Doch es lag alleine an mir, wie ich meine Geschichte weiter-
schreiben würde. Es braucht ein starkes Umfeld und Durchhaltevermögen, da gerade die ersten Schritte zurück ins Leben sehr zäh sind. 

© Ronny Bartel

Wer war in diesen schwarzen Momenten Ihr Halt, wer hat Ihnen beim Kampf zurück ins Leben geholfen?
Meine Eltern, mein Bruder und meine engsten Freunde waren meine größte Stütze. Es fiel mir schwer, um Hilfe zu fragen, denn ich mochte mich als starke und unabhängige Frau. Doch nach Hilfe zu fragen und sie annehmen zu können, ist wichtig. Herausforderungen zu meistern, ist eine Teamsache. Dazu können auch Therapeuten oder Coaches gehören. Es beginnt dennoch immer bei uns, sich gegen die Opferrolle und für die Herausforderung zu entscheiden. Bleiben wir sitzen und jammern, werden auch die Menschen um uns herum müde. Wollen wir wirklich proaktiv eine Veränderung anstoßen, helfen die Menschen gerne mit.

Heute geben Sie Ihr Wissen aus beruflichen und privaten Erfahrungen als Speakerin weiter. Was ist das größte Learning aus dieser Zeit?
Ich habe meinen Rückschlägen den Sinn gegeben, Menschen und Unternehmen zu ermutigen, niemals aufzugeben und Krisen als Chance zu sehen. Das ist eine meiner größten Lehren: Wir entscheiden, aus welchem Blickwinkel wir Geschehenes betrachten – als Zerstörung oder als Geschenk. Heute glaube ich, dass es unsere Aufgabe ist, in jeder Herausforderung die Schönheit zu entdecken.

Was raten Sie Menschen, die schwere Schicksalsschläge verkraften müssen?
Wenn wir mitten im Chaos sind, stecken wir oft fest, weil wir voller Emotionen sind. Wir suchen nach Halt, Orientierung und Antworten. Diese finden wir jedoch nicht, wenn wir sitzen bleiben und die Dynamik im Leben verlieren. Wir sollten in Bewegung bleiben, dann treffen wir auf neue Menschen, die uns inspirieren und Mut lehren. Wir brauchen nicht alle Antworten sofort, wir brauchen den Willen, sie finden zu wollen. Genau diese Menschen übernehmen Verantwortung für ihre Situation, und genau das sind die Menschen, die in meine Vorträge kommen.

Wie geht es Ihnen heute?
Mir geht es wirklich gut. Ich kann seit Langem sagen, dass ich das Leben wieder liebe und auch genieße. Ich habe daran gezweifelt, dass es überhaupt wieder so werden wird. Es war unglaublich viel Arbeit, doch diese Arbeit hat sich gelohnt. Die Miriam heute ist eine andere Miriam als vor den Tiefschlägen – nicht schlechter, nicht besser, einfach anders. Es hat mich tief verändert und neu ausgerichtet. Doch genau darum geht es im Leben – Leben bedeutet Veränderung.

Miriam Höller im Wordrap

Leben bedeutet …
Veränderung.

Mein Schlüssel zum Erfolg ist …
Eigenverantwortung.

Das motiviert mich …
Wie wird mein Leben aussehen, wenn ich 100 Prozent gebe?

Das ärgert mich …
Menschen, die ihre Zeit und ihre Chancen nicht nutzen.

Schwach werde ich bei ….
Vanilleeis mit Schokosoße, Motorrädern und Walhaien.

Mein Lebensmotto:
„Never lose your wings!“

www.miriamhoeller.com

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