Vorsorge ist besser als Nachsorge

Hautkrebs zählt mittlerweile zu den häufigsten Krebserkrankungen. Wie man sich am besten davor schützen kann, wie regelmäßig man zur Vorsorge gehen sollte und wer besonders gefährdet ist, hat uns Dr. Barsch, MBA, Leiter des Zentrums für Lipödem in Linz und Facharzt für Dermatologie mit Schwerpunkt Hautchirurgie, verraten.

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Die gute Nachricht: Der Sommer ist endlich da. Die schlechte Nachricht: Das Risiko für Hauttumore ist mit den steigenden Sonnenstunden größer denn je. Bei all der Euphorie über die geplanten Outdoor-Aktivitäten sollte deshalb gerade jetzt auf wichtige präventive Maßnahmen nicht vergessen werden. Sich regelmäßig bei einem Dermatologen seines Vertrauens durchchecken zu lassen, ist laut Dr. Barsch, MBA eine davon. Wir haben den Facharzt für ästhetische und operative Dermatologie zum Interview getroffen und mit ihm über die Wichtigkeit der Hautvorsorge gesprochen. 

Herr Dr. Barsch, warum ist es so wichtig, regelmäßig zur Hautvorsorge zu gehen? 

Dr. Martin Barsch: Die Hautvorsorge hat den Zweck, bösartige Hautveränderungen im frühestmöglichen Stadium zu erkennen. Je früher weißer oder schwarzer Hautkrebs erkannt wird, desto größer sind die Chancen, dass mit der frühzeitigen Entfernung Folgeprobleme vermieden werden.

Wie oft sollte man im Jahr seine Muttermale kontrollieren lassen? 

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, einmal jährlich eine Muttermalkontrolle durch einen Facharzt für Dermatologie durchführen zu lassen. Die Intervalle können variieren, wenn beispielsweise eine erbbedingte Häufung für bösartige Hauttumore besteht oder wenn sehr viele unregelmäßige Muttermale vorhanden sind. Auch wenn bereits ein Hautkrebs entfernt wurde, sollten die Abstände bis zum nächsten Kontrolltermin kürzer sein.

Wie läuft eine Kontrolluntersuchung ab? 

Bei einer Vorsorgeuntersuchung wird der gesamte Körper von Kopf bis Fuß mit freiem Auge sowie mit einem Auflichtmikroskop untersucht. Mit Letzterem kann man unter anderem Muttermale aufs 10-fache vergrößern und so bestens auf Pigmenteinlagerungen, Form und Struktur untersuchen. 

Besteht der Verdacht einer bösartigen Entartung, wird die suspekte Läsion sofort entfernt. Einige Hautveränderungen können mit dem Laser abgetragen werden, andere müssen wiederum chirurgisch entfernt werden. Das Herausschneiden eines Muttermales oder einer verdächtigen Hautläsion inklusive Naht nimmt nur wenige Minuten in Anspruch. 

Zwischen den Kontrollterminen ist es ratsam, die Haut immer wieder selbst auf Unregelmäßigkeiten zu kontrollieren. Woran erkannt man ein verdächtiges Muttermal?

Bei der Selbstuntersuchung kann man sich die ABCDE-Regel zu Hilfe nehmen: 

A/Asymmetrie: Muttermale sind meist rundlich und symmetrisch, Melanome hingegen unregelmäßig und asymme-
trisch.

B/Border: Bestehen unscharfe Ränder und Ausläufer, sollte das Muttermal mit einem Auflichtmikroskop untersucht werden.

C/Color: Melanome bestehen meist aus mehreren Farben, von dunkel- über mittel- und hellbraun bis bläulich-weißlich.

D/Diameter: Muttermale über 6 mm sollte man regelmäßig kontrollieren.

E/Evolving/Elevation: Wie schnell hat sich das Muttermal verändert und wie erhaben ist es über der Haut?

Fällt einem bei der Selbstuntersuchung eine Veränderung auf, sollte zeitnah der Facharzt aufgesucht werden. 

Wie kann man sich und seine Haut präventiv vor Krebswucherungen schützen? 

Mit dem rechtzeitigen und konsequenten Auftragen von Sonnencreme mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 werden die schädlichen UV-Strahlen teilweise reflektiert bzw. absorbiert und bieten der Haut so optimalen Schutz. Dennoch sollte die Mittagssonne im Sommer zwischen 11 und 15 Uhr gemieden werden. Aber auch im Winter ist die Kraft der Sonne gerade auf den Bergen nicht zu unterschätzen. Schwitzt man sehr viel oder geht baden, muss der Sonnenschutz außerdem mehrmals täglich erneuert werden.

Gibt es Menschen, die tendenziell ein höheres Hautkrebsrisiko haben als andere? Und was sind hier die Anzeichen?  

Bei schwarzem Hautkrebs ist das Risiko etwas höher, wenn dieser in der Familie bereits gehäuft aufgetreten ist oder wenn schon bösartige oder veränderte Muttermale entfernt wurden. Der weiße Hautkrebs entsteht wiederum gerne an den sonnenexponierten Arealen wie Glatze, Gesicht und Handrücken. Generell haben hellere Hauttypen ein tendenziell höheres Risiko, an einem weißen Hautkrebs zu erkranken.

Sie haben sich auf die operative Dermatologie spezialisiert. Wie schnell bekommt man bei Ihnen einen OP-Termin zur Entfernung bösartiger Muttermale? 

Wenn ein Patient den dringenden Verdacht hat, dass sich ein Muttermal verändert hat oder bereits die Vermutung von einem Kollegen geäußert wurde, dann gibt es selbstverständlich innerhalb von wenigen Tagen einen Termin, bei dem die verdächtige Läsion sofort entfernt und in weiterer Folge unter dem Mikroskop untersucht wird. In solchen Fällen wollen wir keine Zeit verlieren, um ein Risiko für eine Streuung des Tumors in andere Körperregionen zu minimieren.

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