Unterstützung für die besten

Bei den „EuroSkills“, der Berufs-Europameisterschaft Anfang September in Polen, stellt Österreich das größte Team Europas. Damit die Teilnehmer bei den Bewerben ihre Leistung abrufen können, werden sie bereits Monate vorher nicht nur fachlich, sondern auch mental darauf vorbereitet.

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Mag. Manfred Simonitsch ist Sportwissenschafter aus Wels. © Skillsaustria/Florian Wieser

Spengler, Glasbautechniker, Speditionslogistiker: Die Fachkräfte aus Österreich zählen seit Jahren zu den besten weltweit. Aus diesem Grund stellt Österreich bei den „EuroSkills“, der Berufs-Europameister, die heuer Anfang September in der polnischen Hafenstadt Danzig stattfindet, auch das größte Team. Insgesamt 52 Top-Fachkräfte aus allen neun Bundesländern werden dort ihr Können zeigen. Das größte Kontingent mit 13 Teilnehmern kommt übrigens aus Oberösterreich, das auch Lehrlingsbundesland Nummer eins ist.

Beste Stimmung beim Teamseminar zur Vorbereitung auf die „EuroSkills“: Sportwissenschafter Manfred Simonitsch inmitten seiner Schützlinge. © Skillsaustria/Florian Wieser

Mentaltraining und Teambuilding. Doch weil Fachwissen alleine bei einem so wichtigen Wettkampf nicht reicht, werden die Teams bereits Monate vorher auch mental darauf vorbereitet. Verschiedene Experten stehen ihnen während der Vorbereitung, aber auch beim Wettkampf zur Seite. Unter ihnen ist Sportwissenschafter Manfred Simonitsch aus Wels. „Bei den Teamseminaren geht es in erster Linie um Gruppendynamik, Mentaltraining und Teambuilding“, erklärt er. „Wir zeigen den Teilnehmern zum Beispiel Methoden, wie sie mit dem Stress und Druck während der Wettkampftage besser umgehen können. Das sollte man nicht unterschätzen, denn die Teilnehmer arbeiten in dieser Zeit wie Hochleistungssportler.“

Aus diesem Grund ist er gemeinsam mit seinem Kollegen Heimo Traninger auch während der Europameisterschaft für sie da. „Drei bis vier Tage hintereinander in Topform zu bleiben, ist eine physische und psychische Herausforderung“, weiß Simonitsch, der seit 2016 im Betreuer-Team ist. „Und Schmerz ist das, was am meisten irritiert und ablenkt. Darum kümmern wir uns um alles, was das physische und psychische Wohlbefinden der Teilnehmer fördert.“

Stress und Druck während der Wettkampftage sollte man nicht unterschätzen. Die Teilnehmer arbeiten in dieser Zeit wie Hochleistungssportler.

Manfred Simonitsch

Massieren, tapen, motivieren. Ihr „Arbeitstag“ beginnt meist am Abend nach den einzelnen Wettkampftagen. Sie massieren und dehnen verspannte Muskeln, kleben unzählige Meter an Kinesio-Tapes und achten auf eine bestmögliche Entspannung und Regeneration. Allerdings stehen sie den Teilnehmern auch mit psychosozialer Beratung zur Seite. „Es kommt immer wieder vor, dass der eine oder andere an seiner Leistung zweifelt und das Gefühl hat, sie im entscheidenden Moment nicht abrufen zu können“, erzählt der Experte. „Oder dass sie vor dem Start plötzlich extrem nervös werden und sich nicht mehr voll fokussieren können. Dann versuchen wir, im richtigen Moment die richtigen Worte zu finden, sie zu motivieren und ihnen dabei zu helfen, wieder an sich selbst zu glauben. Sie zählen nicht umsonst zu den Besten in ihrem Job.“

Und diese intensive Betreuung ist es auch, was laut Simonitsch den entscheidenden Unterschied zu anderen Ländern ausmache. Dermaßen professionell – sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene – würden nur wenige Länder arbeiten. Der Erfolg gibt ihnen recht: Österreich ist die Nummer eins bei den „EuroSkills“ und unter den Top Ten bei den „WorldSkills“, also den Berufs-Weltmeisterschaften.

Persönlichkeitsentwicklung inklusive. Zu manchen seiner Schützlinge hat Manfred Simonitsch übrigens bis heute Kontakt. Am meisten freut ihn, welch positive Auswirkungen die Teilnahme für viele auf ihr späteres Leben hat. „Wir hatten zum Beispiel einmal eine ganz junge Friseurin dabei, die anfangs sehr unsicher war und dann mit jedem Wettbewerbstag gewachsen ist“, erinnert er sich. „Die Entwicklung ihrer Persönlichkeit war unglaublich. Sie hat sich sogar kurz darauf selbstständig gemacht und führt seitdem ihr eigenes Geschäft mit Angestellten. Weil sie es sich zugetraut und an sich selbst geglaubt hat.“

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