Frauen erobern die Busse

Jeder 10. OÖVV Regionalbus wird bereits von einer Frau gelenkt. Wir haben bei einer Dreifachmama, einer Medizinstudentin, einer gelernten Konditorin und der Geschäftsführerin eines Busunternehmens nachgefragt, was den Beruf Buslenkerin für Frauen so attraktiv macht.

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© OÖVV/Kneidinger Photography

Regelmäßigen Öffi-Nutzern dürfte nicht entgangen sein, dass immer mehr Frauen hinter dem Steuer von Bussen sitzen und die Fahrgäste sicher und zuverlässig von A nach B bringen. Das Lenken von großen, PS-starken Linienbussen ist nämlich längst keine Männerdomäne mehr, sondern erfreut sich auch unter weiblichen Bewerberinnen immer größer werdender Beliebtheit. Wir haben bei drei Buslenkerinnen und einer Busunternehmerin nachgefragt, warum der Beruf gerade auch für Frauen so attraktiv ist. 

Dreifachmama hinterm Steuer. „Ich bin generell gerne auf der Straße unterwegs, warum also nicht gleich einen Beruf daraus machen“, hat sich Bernadette Kumpl vor ein paar Jahren gedacht und den Busführerschein absolviert. Seit September 2022 ist die gebürtige Vorarlbergerin, die mit ihrer Familie in Marchtrenk lebt, bei der Firma Sabtours als Buslenkerin angestellt und sorgt täglich auf der Linie 600 dafür, dass die vielen Pendler und Pendlerinnen sicher von Wels nach Linz kommen. An ihrem Job mag sie vor allem den Kontakt mit den Menschen. „Ich befördere täglich viele Stammgäste und man lernt sich zum Teil wirklich gut kennen. 

Die meisten sagen noch ‚Pfiati‘ und bedanken sich bei mir, wenn sie aussteigen“, schmunzelt die 40-Jährige, die bisher noch keinen Tag bereut hat, diesen Beruf ergriffen zu haben. Ganz im Gegenteil: „Mittlerweile denke ich mir, wieso habe ich das nicht schon früher gemacht!“ Als dreifache Mutter von Kindern im Alter von zwölf, 14 und 18 Jahren schätzt sie vor allem die gute Vereinbarkeit ihres Jobs als Buslenkerin mit der Familie.


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Da wir unsere Dienstpläne längerfristig planen, kann ich mir Arzt- oder Schultermine der Kinder sehr gut einteilen.

Bernadette Kumpl

 „Ich bin fulltime tätig, da wir unsere Dienstpläne längerfristig planen, kann ich mir Arzttermine bzw. Termine in der Schule sehr gut einteilen“, erzählt Bernadette, die ursprünglich aus dem Gastgewerbe kommt. Aber nicht nur dass auf die Bedürfnisse von Müttern Rücksicht genommen wird, schätzt Bernadette Kumpl sehr, sondern auch dass sie dasselbe wie ihre männlichen Kollegen verdient, ist für sie ein riesengroßes Plus. Mittlerweile pendelt übrigens auch ihre Tochter mit ihr am Steuer nach Linz zur Schule.


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Das Lenken von Bussen ist ein komplettes Kontrastprogramm zum Medizinstudium, und genau das liebe ich.

Anna Bauhofer

Über die Liebe zur Aushilfslenkerin. Vollzeit, Teilzeit, Quereinstieg – vieles ist möglich, und genau das macht den Beruf als Buslenkerin für Frauen so interessant. Dem kann auch Anna Bauhofer aus Steinbach an der Steyr nur beipflichten, die neben ihrem Studium der Humanmedizin als Aushilfslenkerin bei Stern & Hafferl arbeitet. 

Zum Job als Buslenkerin kam die 24-Jährige übrigens durch die Liebe. Ihr Freund David, Dienststellenleiter bei Stern & Hafferl, hat sie mit seiner Leidenschaft angesteckt. „Begonnen hat alles, als ich noch die HLW in Steyr besucht habe und jeden Tag mit dem Bus zur Schule gefahren bin. David war der Buslenker und so haben wir uns kennengelernt. Der Rest ist Geschichte“, lacht Anna Bauhofer. Als die Medizinstudentin dann im ersten Pandemiejahr schlagartig viel Zeit hatte und auf der Suche nach einem Nebenjob war, hat sie mit 21. Jahren den Busführerschein gemacht und ist seither als Aushilfslenkerin tätig. 

„Ich bin schon immer gerne Auto gefahren, das Busfahren bringt noch einmal ganz neue Herausforderungen mit sich. Es ist ein komplettes Kontrastprogramm zum Medizinstudium, und genau das liebe ich“, schildert Anna. Sobald jemand krankheitsbedingt oder aus anderwärtigen Gründen ausfällt, wird sie als Aushilfskraft gefragt, ob sie einspringen kann. „Das Ganze ist sehr spontan, was ich mir aber bewusst so ausgesucht habe“, so die Studentin. Wie viel sie zum Einsatz kommt, ist unterschiedlich. Es gibt Monate, in denen sie nicht gebraucht wird, es gibt aber auch welche, in denen sie auf bis zu 80 Fahrstunden kommt. 

Den Beruf Buslenkerin kann sie nur wärmstens weiterempfehlen. „Die Unterschiede, die man uns Frauen immer wieder einzureden versucht, gibt es nicht. Im Gegenteil, statistisch gesehen sind Frauen die vorsichtigeren und sanfteren Autofahrerinnen“, betont sie. Wenn man eine Leidenschaft fürs Fahren hat, sollte man auf jeden Fall den Schritt wagen. Ich habe ihn bis heute keine Sekunde bereut“, rät die 24-Jährige. 

Von der Konditorin zur Buslenkerin. Karin Fritz ist Buslenkerin aus Leidenschaft und steht seit jeher auf PS-starke Schwerfahrzeuge. Nachdem sie ihren Beruf als Konditorin an den Nagel gehängt hat, arbeitete sie drei Jahre lang im väterlichen Betrieb als LKW-Fahrerin und entschied sich vor sieben Jahren, auf den Bus umzusteigen. Seit drei Jahren befördert sie viele Pendlerinnen und Pendler mit Bussen der Firma Leitner vom Oberen Mühlviertel nach Linz. Der Unterschied zwischen Bus und Lkw liegt für die 33-Jährige auf der Hand. „Mit dem Bus zu fahren ist viel gemütlicher, man sitzt im Trockenen und wird nicht schmutzig. Außerdem kommt man mit vielen Leuten zusammen,“ schwärmt Karin Fritz, die täglich zwischen 250 und 300 Kilometer mit dem Bus zurücklegt. 

Komisch angeschaut, weil sie als Frau am Steuer des Busses sitzt, wird sie nicht. Die Leute sind eher positiv überrascht. Viele freuen sich auch, dass sie mit einer Frau fahren dürfen und meinen, dass wir generell sehr ruhig fahren“, schmunzelt Karin, die neben positivem Feedback auch des Öfteren Schokolade von ihren Fahrgästen bekommt. Übrigens ist schon ihr Opa mit Bussen gefahren. „Leider hat er nicht mehr miterlebt, dass ich in seine Fußstapfen getreten bin“, sagt Karin. Backen tut sie immer noch gerne, ihre wahre Leidenschaft ist aber das Busfahren. „Als Konditorin bin ich hauptsächlich in der der Küche gestanden, als Buslenkerin komme ich viel herum.“ 


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Als Konditorin stand ich fast nur in der Küche, als Buslenkerin komme ich viel herum und bin mit vielen Leuten in Kontakt.

Karin Fritz

4 Gründe, Buslenkerin zu werden:

  • Für Quereinsteigerinnen ist dieser Job absolut geeignet: Die Ausbildungszeit ist kurz und die Einstiegsbarriere niedrig.
  • Kurze Ausbildungsdauer: Wer bereits den B-Führerschein besitzt, sollte drei Jahre Fahrpraxis vorweisen können. Darüber hinaus benötigt man noch rund sechs bis zehn zusätzliche Wochen, um den D-Führerschein zu erwerben. Das Mindestalter für den Erwerb des D-Scheins ist 21 Jahre.
  • Zeitliche Vereinbarkeit: Buslenker oder Buslenkerin ist in Vollzeit- oder Teilzeitarbeit möglich. Auch geringfügig angestellte Aushilfskräfte werden gesucht.
  • Equal Pay für Frauen: Leider noch nicht überall selbstverständlich, aber Frauen und Männer verdienen im Lenkerinnen- und Lenker-Job das Gleiche!

Geschäftsführerin in der Busbranche. Nicht nur das Fahrpersonal wird zunehmend weiblicher, auch Verwaltungs- und Dispositionsstellen werden bei den Verkehrsunternehmen immer öfters mit Frauen besetzt. Mit Christa Trixl ist eine Frau als Geschäftsführerin in der ehemals männlich dominierten Busbranche unterwegs und leitet seit 2017 erfolgreich die Geschicke des Trauner Verkehrsunternehmens WWT. Die Branche kennt sie von der Pike auf, da sie schon als sehr junges Mädchen im Büro des elterlichen Betriebes mitgeholfen hat. „Schülerausweise tippen und mit den Bussen mitfahren hat mir schon immer extrem gut gefallen. Aber nach der Schulzeit wollte ich auch in anderen Unternehmen Erfahrungen sammeln. Erst nach der Geburt meiner Tochter begann ich, wieder im Betrieb mitzuhelfen. Nachdem vor sechs Jahren leider mein Stiefvater unerwartet verstorben ist, übernahm ich früher als geplant die Geschäftsführung“, schildert Christa Trixl. 

Gleiche Entlohnung von Frauen und Männern sind in unserer Branche selbstverständlich.

Christa Trixl, Geschäftsführerin WWT

Neben dem operativen Geschäft, diversen betriebswirtschaftlichen Aufgaben und der Ausarbeitung von neuen Ausschreibungen hat auch der ständige Informationsaustausch mit ihrem Team absolute Priorität.„Es ist mir wichtig, in allen Bereichen auf dem Laufenden zu bleiben und für ein gutes Betriebsklima zu sorgen“, so Trixl. Mit Frauen am Bussteuer hat sie sehr gute Erfahrungen. „Von den Kennzahlen wie Spritverbrauch, Unfällen oder Beschwerden gibt es keinen Unterschied zu den männlichen Kollegen. Vor allem lockern Frauen das Team etwas auf“, lacht sie. Selbstverständlich ist auch Christa Trixl Besitzerin eines Busführerscheins und mit dem Umgang der Busse vertraut. Wie aktuell in fast jeder Branche ist auch sie auf der Suche nach Personal. Gerne kann man ganz unverbindlich in den Beruf reinschnuppern. „Positiv sind vor allem die Möglichkeit zu flexiblen Arbeitszeiten und natürlich die gleiche Entlohnung von Frauen und Männern. Ich spreche sicher für die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen, wenn ich sage: „Wir leben die Gleichberechtigung am Lenkrad!“

Mehr Infos auf  

www.buslenkerin.at

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