Das erste Mal

Das erste Mal Sex! Wann bin ich bereit?Wird es wehtun? Wie mache ich alles richtig? Expertin Heidi König hat die Antworten aufdiese Fragen und betont, wie wichtig es ist,den Unterschied zwischen Erregung undErektion zu kennen.

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Ewachsene haben oft den Eindruck, dass die Jugendlichen „das erste Mal“ immer früher erleben. Die aktuelle Studienlage widerspricht dem allerdings. So schreibt die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dass die Jugendlichen in Deutschland die ersten sexuellen Erfahrungen zwischen 14 und 21 Jahren machen. Die Hälfte der Jugendlichen im Alter von 17 Jahren gibt an, dass sie „das erste Mal“ schon erlebt hat, während es die andere Hälfte noch vor sich hat. In Österreich kann man von sehr ähnlichen Daten ausgehen. Die Zahlen rund um das Durchschnittsalter für das erste Mal haben sich auch hierzulande in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich verändert. Genauso wenig haben sich wohl auch die Fragen der Jugendlichen rund um das Thema gewandelt: „Wann bin ich bereit?“, „Wird es wehtun?“, „Wie mache ich alles richtig?“

Ein JA auf drei Ebenen.

Die Antwort, „Du wirst schon merken, wenn du bereit bist“, erscheint im ersten Moment als erleichternd, ist aber wohl bei näherem Überlegen etwas dürftig ausformuliert. Eigentlich müssten alle Menschen, die vorhaben, mit einer anderen Person sexuell aktiv zu werden, wissen, dass es unabhängig vom Alter und Wissensstand notwendig ist, dass im Körper drei Ebenen ein „JA“ formulieren müssen, um lustvolle sexuelle Aktivitäten zu ermöglichen: Im Kopf muss sich ein klares „JA“ für die Person formulieren lassen. Dann muss das berühmte Bauchgefühl noch seine Zustimmung geben. Denn im Bauch ist klar spürbar, ob die Person die aktuelle Situation gerade mag oder eben nicht. Da geht es nicht um Verliebtheitsgefühle – da geht es vielmehr darum, ob die sexuelle Aktivität gerade als passend empfunden wird. Letztendlich muss auch noch das Geschlechtsorgan „JA“ sagen. Es braucht ein genitales Spüren, Erwachsene bezeichnen dieses oft als Erregung, Jugendliche als Geilheit und auch kleine Kinder können das „Kitzelbrizzelgefühl“ im eigenen Geschlechtsorgan wahrnehmen.

Aufhören kann auch bedeuten, einen Schritt zurückzugehen und dort weiterzumachen, wo es gerade noch lustvoll war.

Heidi König

Erregung und Erektion.

Erst wenn das gegeben ist, spricht man, sexologisch betrachtet, überhaupt von Sex. Wenn es dann um heterosexuellen Geschlechtsverkehr geht, braucht es neben einem Erregungsgefühl auch noch eine Erektion. Erregung und Erektion sind nämlich nicht dasselbe. Dass die subjektive Wahrnehmung (Erregung) und das körperliche Geschehen (Erektion) nicht auseinanderdividiert wird, schafft viel Unsicherheit und führt zu komischen Situationen.

Neulich kam eine junge Frau zu mir in die Beratung. Im Zuge des Gesprächs erzählte sie dann von ihrem ersten Mal: „Ich hatte eigentlich kaum Infos davor. Meine Freundinnen haben mir erzählt, dass das erste Mal schrecklich wehtun wird, und meine Mama hat mir gesagt, dass ich es schon spüren würde, ob es der richtige Moment ist. Als es dann endlich so weit war, hat es sich eigentlich wunderbar angefühlt. Ich wollte unbedingt mit ihm schlafen, habe die Stimmung sehr schön gefunden und auch in meiner Vagina gab es angenehme Gefühle. Dann wollte er mit seinem Penis eindringen, es hat wehgetan, aber wir dachten das sei normal. Eigentlich tuts immer weh und ich habe keine Lust mehr.“

Lustvoller Geschlechtsverkehr.

Solche Geschichten könnte ich zuhauf zitieren. Dabei wären sie so einfach zu vermeiden. Würde man Jugendlichen den Unterschied zwischen Erregung und Erektion erklären, würden nicht so viele junge Menschen in komische Situationen gedrängt. Die junge Frau aus dem eben geschilderten Beispiel hat das subjektive Erregungsgefühl wahrgenommen und somit gedacht, alles richtig zu machen – schließlich hat sie gespürt, dass sie bereit ist und es sich richtig anfühlte. Sie spürte die Erregung. Was sie nicht wusste ist, dass für lustvollen heterosexuellen Geschlechtsverkehr beide Geschlechtsorgane auch eine Erektion brauchen. Die Diktion ist hierfür für alle Geschlechter gleich: reflektorisch fließt Blut in das Geschlechtsorgan, die Muskulatur rund um das Geschlechtsorgan verändert sich und das Geschlechtsor-
gan vergrößert sich. Ja, richtig gelesen, das gilt für beide Geschlechtsorgane. Erst unter diesen Voraussetzungen ist lustvoller Geschlechtsverkehr möglich.

Auf den Körper hören.

Dass dieser Reflex nicht immer auslöst, wenn man Lust auf Sex hat oder dass manchmal eine Erektion, aber keine Erregung da ist, ist normal. Wichtig ist nur, immer auf seinen Körper zu hören, und wenn Schmerzen auftauchen, hört man auf. Schmerzen und Sex passen nämlich nicht zusammen. Aufhören heißt aber nicht, das Projekt als gescheitert zu betrachten. Aufhören kann auch bedeuten, einen Schritt zurückzugehen und dort weiterzumachen, wo es gerade noch angenehm und lustvoll war.

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